An Elisabeth V. K.
In deiner Seele mildem Lichte
Ist mir der Frühling aufgeblüht;
Gereift sind meine ersten Früchte,
Allein von ihrem Strahl durchglüht.
Als, sich vom Staub empor zu ringen,
Mein Geist noch matt die Flügel schlug,
Liehst du ihm, Freundin, Kraft der Schwingen
Und sporntest ihn zu kühnem Flug.
Die Sehnsucht, die zu lichtern Räumen
Sich aufschwingt aus dem dunklen Hier,
Der Seele Rausch in hohen Träumen
Als Lebensmitgift gabst du mir.
Mit mir auf allen meinen Wegen
Zogst du als Schutzgeist ungesehn,
Und deiner Lippen milden Segen
Fühlt' ich um meine Stirne wehn.
Bei Nacht zu meinen Augenliden
Hat sich im Traum dein Bild gesenkt,
Bis es das Herz mit stillem Frieden
Zum Ueberfließen mir getränkt.
Für alles, was du mir gegeben,
Wo wär' ein Dank, der nicht zu klein?
Von einem vollen, ganzen Leben
Die Ernte dacht' ich dir zu weihn.
Nun, da du sankst zum frühen Grabe,
Am kalten Marmor hingekniet
Hab' ich für dich nicht andre Gabe
Als Thränen und dies arme Lied.
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