Italien
Zu ihr, zu der die Gletscherbäche
Südwärts hinunterjauchzen,
Noch einmal wend' ich den Blick.
Wie unter der nordischen Eichen Dom
Ihre Riesenschwester Germania,
So unter Lorbeerwipfeln
Hält Italien die Siegesfeier.
Ein magischer Ring
Hat eure Geschicke, ihr Länder,
Aneinander gebunden –
Zu eurem Unheil, o wie lange!
Mit ihres Himmels schmachtendem Blau,
Ihrer Goldfruchthaine Duft und Glanz
Lockte die Zauberin des Südens
Deutschlands Fürsten und Völker
In ihre Armidagärten,
Daß sie bei Brunnenrieseln
Unter Myrtengebüsch und leuchtenden Marmorbildern
Nicht ihres Reiches und Volks mehr gedachten.
Dann aus Wollustträumen der Nacht
Fuhren sie auf;
An den eisernen Panzer
Pochte ihr Herz in Begier,
Ueber das Land der Götter zu herrschen;
Es zuckte das Schwert aus der Scheide,
Und hochauf schlug die Flamme des Kampfes;
Städte loderten und erstanden neu
Zum Rachekrieg aus der Asche;
Von Gift gewürgt
Sank der größte der Kaiser
Bleich auf den fieberatmenden Boden;
Selbst die Bande des Bluts
Löste der Haß,
Ganze Geschlechter von Italiens Söhnen
Niederwälzte die mordende Schlacht;
Und als verhallt der Schwertschlag,
Der Siegesruf und die Totenklage,
Erschöpft, ohnmächtig lagt ihr beide,
Ein Hohn und Spott dem Fremden.
Sei denn, wie einst zum Verderben,
Nun euch zum Heil, eu'r Schicksal
Unauflöslich verbunden,
Und, wie in einer Sonne Mittagsglanz
Eu'r Auferstehungsfest ihr feiert,
So schreitet Arm in Arm
Der größern Zukunft entgegen.
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