Der Ehe Bänkellied

Beim Sonntagskaffee reckte sich
Die Mutter und sprach feierlich
Zum Vater: „Höre, lieber Mann,
Dieweil du selbst nicht denkst daran,
So sage ich es klipp und klar,
Regine ist jetzt 20 Jahr,
Also!

„Ach“, sprach der Vater weich und lind,
„Regine ist ja noch ein Kind,
Ich kann mich nicht dazu versteh’n,
Sie als erwachsen anzuseh’n!
Und dann“ – jetzt sprach er wen’ger mild –
„Die Freier wachsen doch nicht wild,
Also!“

Ich weiss, dass in der schlechten Welt
’ne Heirat täglich schwerer fällt,“
Erwiderte die Mutter drauf,
„Und gerade darum pass’ ich auf.
Von Meyers ist der Sohn zurück,
Man sagt er hatte grosses Glück,
Also!

Du ladest ihn noch heute ein,
Dann lass es meine Sache sein;
Regine zieht das Weisse an
Und spielt ihre Sonate dann;
Zum Kuchen, den Regine bäckt,
Spendierst du eine Flasche Sekt,
Also!“

Der Vater ging – der Meyer kam,
Alles verlief nach dem Programm.
Regine in dem weissen Kleid
Schlug das Klavier geraume Zeit,
Und auch der Kuchen und der Sekt
Haben Herrn Meyer wohlgeschmeckt,
Also!

Man sah sich oftmals wieder dann,
Zu Hause und im Restaurant,
Traf zufällig sich überall,
In den Theatern, auf dem Ball;
Auch hörte Meyer nebenbei,
Wie klug und sparsam Gine sei,
Also!

Drum, eh’ zwei Wochen noch ins Land,
Warb Meyer um Regines Hand;
Sie sagte „ja“ und wurde Braut,
Sie hatte alles längst durchschaut,
Er hatte ihr auch gleich gefallen,
Er war der nett’ste noch von allen,
Also!

So kam die feierliche Feier,
Bei der Regine ward Frau Meyer,
Wo man in Wehmut schluchzen sah
Und auch in Freude die Mama,
Wo man in Carmen meterlang,
Neckisch das junge Paar besang,
Also!

„Nur wie Meyer möcht’ ich leben,
Schöner Liebespflicht ergeben!“
Sang berauscht im Kreise man,
Bis der schöne Tag verrann,
Und als der Mond am Himmel stand,
Das junge Ehepaar verschwand,
Also!

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