Mittwoch
Begleitest du sie gern
Des Pfarrers Lust und Plagen:
Sich gleich an allen Tagen
Triffst du den frommen Herrn.
Der gute Seelenhirt!
Tritt über seine Schwelle;
Da ist er schon zur Stelle
Als des Kollegen Wirt.
In wohlgemeinten Sorgen,
Wie er geschäftig tut!
Doch dämmert kaum der Morgen,
Dies eben dünkt ihm gut.
Am Abend kam der Freund
Erschöpft nach Art der Gäste;
Nun säubre man aufs beste,
Daß alles nett erscheint.
Schon strahlt die große Kanne,
Die Teller blitzen auf;
Noch scheuert Jungfer Anne,
Und horcht mitunter auf.
Ach, sollte sie der Gast
Im alten Jäckchen finden:
Sie müßte ganz verschwinden
Vor dieser Schande Last.
Und was zur Hand tut stehen,
Das reizt den Pfarrer sehr,
Die Jungfer wird's nicht sehen,
Er macht sich drüber her;
Die Schlaguhr greift er an
Mit ungeschickten Händen,
Und sucht sie sacht zu wenden;
Der übermüt'ge Mann!
Schleppt Foliantenbürde,
Putzt Fensterglas und Tisch;
Fürwahr mit vieler Würde
Führt er den Flederwisch.
Am Paradiesesbaum
Die Blätter zart aus Knochen,
Eins hat er schon zerbrochen,
Jedoch man sieht es kaum.
Und als er just in Schatten
Die alte Klingel stellt –
Es kömmt ihm wohl zu statten –
Da rauscht es draußen, gelt!
Fidel schlägt an in Hast,
Die Jungfer ist geflüchtet,
Und stattlich aufgerichtet
Begrüßt der Pfarr den Gast.
Wie dem so wohl gefallen
Die Aussicht und das Haus,
Wie der entzückt von allen,
Nicht Worte drücken's aus!
Ich sag es ungeniert,
Sie kamen aus den Gleisen,
Sich Ehre zu erweisen,
Der Gast und auch der Wirt.
Und bei dem Mittagessen,
Das man vortrefflich fand,
Da ward auch nicht vergessen
Der Lehr- und Ehrenstand.
Ich habe viel gehört,
Doch nichts davon getragen,
Nur dieses mag ich sagen,
Sie sprachen sehr gelehrt.
Und sieh nur! drüben schreitet
Der gute Pfarrer just,
Er hat den Gast geleitet
Und spricht aus voller Brust:
»Es ist doch wahr! mein Haus,
So nett und blank da droben,
Ich muß es selber loben,
Es nimmt sich einzig aus.«
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