Das schönere Land

So willst Du nun die traute Heimath fliehen,
Wo Dir des Lebens Morgenroth getagt? –
In fern entlegne Länder willst Du ziehen,
Weil Dir das Schicksal manchen Wunsch versagt?
So nimm den Wanderstab und suche Frieden –
Die Ferne lindre Deinen bittern Schmerz,
Und giesse sanft, was hier Dir nicht beschieden,
Der Freuden Fülle in Dein sehnend Herz.

»Mit Zuversicht hoff' ich sie dort zu finden,
Denn einem schönern Lande eil' ich zu;
Dort weicht die Nacht vom trüben Blick des Blinden,
Dort lächelt dem Gequälten stille Ruh.
Dort rieseln durch die Fluren Balsamquellen
Und heilen mild den Wandrer der sich naht,
Und eines lichtern Tages Strahlen hellen
Mir dort den dornenlosen, heitern Pfad.«

Wie heisst das Land, das Dir so freundlich winket?
Auch mir erdrückt manch' banger Gram das Herz,
Und nur durch graue Nebelwolken blinket
Der Stern der Hoffnung matt in meinen Schmerz.
Lass mich mit Dir das schöne Land erreichen,
In welcher Ferne dämmert es empor?
Ach einer Zauberinsel muss es gleichen,
Die zum Asyl sich eine Fee erkohr.

»Bist Du entschlossen, muthig ihm zu nahen,
So wirf gleich mir des Lebens Bürde ab.
Dann wird es Dich in Himmelsglanz empfahen,
Denn seine dunkle Pforte ist das Grab,
Nicht schauerlich ist es hinab zu steigen,
Gern sieht man ja das drückende Gewand
Am müden Abend aufgelöst entweichen,
Winkt süsse Ruh' uns an des Schlummers Hand.«

»Der Körper ist ein Sohn der schweren Erde –
Er sinkt zurück in seiner Mutter Schooss;
Der Geist, befreit von irdischer Beschwerde,
Ringt siegend sich zu ew'ger Dauer los,
Und aufwärts strebend in die höhern Räume,
Fühlt er nicht mehr den unbezwungnen Schmerz,
Es fliehn des Lebens Bilder hin wie Träume
Und seine Heimath winkt ihm himmelwärts.«

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