Detlev von Liliencron
03.06.1844 - 22.06.1909
Deutscher Lyriker, Prosa- und Bühnenautor
Detlev von Liliencron, eigentlich Friedrich Adolf Axel Freiherr von Liliencron, (* 3. Juni 1844 in Kiel; † 22. Juli 1909 in Alt-Rahlstedt) war ein deutscher Lyriker, Prosa- und Bühnenautor.
Nach einer kurzen Militärkarriere und einigen Jahren in der Verwaltung wandte sich Detlev von Liliencron seiner Leidenschaft zu und wurde freier Schriftsteller. 1883 erschien sein erster Lyrikband „Adjutantenritte und andere Gedichte“. Es folgten „Eine Sommerschlacht“ (1887), „Unter flatternden Fahnen“ (1888) und „Der Heidegänger“ (1893). Seine Lyrik gilt als bedeutende Wegmarke des aufkommenden Naturalismus des späten 19. Jahrhunderts.
Liliencron war ein Neffe von Rochus Freiherr von Liliencron, dem Herausgeber der Allgemeinen Deutschen Biographie.
Jugendjahre (1844–1875)
Detlev von Liliencron war ein Sohn des dänischen Zollbeamten Louis Freiherr von Liliencron (1802–1892) und dessen Ehefrau Adeline von Harten (1808–1872).
Sein Vater Louis war ein Sohn des dänischen Oberkriegskommissars und Kapitäns Andreas von Liliencron (1774–1823) und einer Leibeigenen. Wegen dieser "unstandesgemäßen" Ehe wurde der Großvater Andreas von seiner Familie enterbt.
Seine Mutter Adeline war eine Tochter des US-amerikanischen Kapitäns Frederick von Harten und einer Portugiesin.
Nachdem er die Ausbildung am humanistischen Gymnasium (der Kieler Gelehrtenschule) abgebrochen hatte, absolvierte Liliencron die Realschule in Erfurt und trat in die Berliner Kadettenschule ein. Seine Karriere begann als Kavallerieoffizier in der preußischen Armee (Deutscher Krieg 1866 und Deutsch-Französischer Krieg 1870/71), wo er mehrfach ausgezeichnet wurde, seine jugendliche Kriegsbegeisterung freilich einbüßte. Wegen Glücksspiels und den daraus resultierenden Schulden (von denen er auch später nie loskam) war er 1875 gezwungen, den Militärdienst zu quittieren.
Verwaltungsdienst (1875–1885)
Die folgende Emigration nach Amerika, wo er ab 1875 seinen Lebensunterhalt als Klavier- und Sprachlehrer bestritt, dauerte nicht lange. Bereits 1877 kehrte er wieder zurück nach Deutschland. 1878 fand er Anstellung in der preußischen Verwaltung und heiratete Helene von Bodenhausen. Die Ehe stand jedoch unter keinem guten Stern.
Anfang 1882 wurde Liliencron zum Hardesvogt – eine Art Stellvertreter des Landrats vor Ort – auf der nordfriesischen Insel Pellworm ernannt, die mittlerweile zu Preußen gehörte. Hier entstand sein wohl berühmtestes Gedicht Trutz, blanke Hans. Ebenfalls in diesem Jahre wurde er als ehemaliger Offizier zum Hauptmann der Reserve der Landwehr befördert. Im Oktober 1883 wurde er dann zum Kirchspielvogt in Kellinghusen (Holstein) ernannt.
Der Lebemann und Spieler Liliencron war chronisch verschuldet und musste deshalb schon 1885, nachdem es zur Pfändung seiner Dienstbezüge gekommen war, aus dem Staatsdienst ausscheiden. Im selben Jahr wurde seine Ehe mit Helene von Bodenhausen geschieden.
Freier Schriftsteller (1885–1901)
Von nun an lebte Liliencron als freier Schriftsteller. Er lernte die Gastwirtstochter Augusta Brandt kennen, die er 1887 ehelichte. In dieses Jahr fiel die Veröffentlichung des Werkes „Arbeit adelt“. Im Jahr darauf knüpfte er erste Kontakte zu den Dichtern des Friedrichshagener Dichterkreises. Auch der Breslauer Dichterschule war Liliencron als externes Mitglied verbunden; sein Freund Paul Barsch, Redakteur der Vereinszeitschrift, sammelte Spenden, um dem Dichter einen Schreibtisch zu kaufen. Mit finanzieller Unterstützung der Schillerstiftung verbrachte Liliencron 1890/91 einige Zeit in München, wo einige seiner Gedichte in der Zeitschrift „Die Gesellschaft“ veröffentlicht wurden. Dort pflegte er unter anderem Umgang mit Otto Julius Bierbaum.
1891 zog Liliencron nach Altona-Ottensen, und nach der Scheidung von Augusta Brandt 1892 an die Palmaille, in ein anderes Viertel der damals noch holsteinischen Stadt Altona. Er lernte Gustav Falke kennen und zählte ihn bald zu seinen Freunden. Hier verfasste er unter anderem sein Hauptwerk „Poggfred“ und lernte Richard Dehmel kennen, mit dem ein reger Kontakt entstand.
Seine Schulden verfolgten ihn weiter, und er versuchte 1898, mit Vortragsreisen etwas Geld zu verdienen. Schließlich heiratete Liliencron 1899 die Bauerntochter Anna Micheel, seine dritte und letzte Eheschließung. Aus akuter Geldnot schloss er sich ein Jahr später dem literarischen Kabarett „Überbrettl“ an.
Die letzten Jahre (1901–1909)
901 kam endlich etwas Ruhe in das bewegte Leben Liliencrons. Mit Hilfe seiner Freunde gelang es ihm, eine Wohnung in Alt-Rahlstedt zu finden, und er erhielt von Kaiser Wilhelm II. ein jährliches Ehrengehalt von 2.000 Goldmark. Zugleich erreichte sein Ruhm als Dichter einen Höhepunkt. Zu seinem 60. Geburtstag 1904 wurde er mit einer deutschen und österreichischen Festschrift geehrt, an der sich die bekanntesten Schriftsteller der Zeit beteiligten und die vom Maler und Illustrator Heinrich Lefler gestaltet wurde.
1908 verfasste er den autobiographischen Roman „Leben und Lügen“. In seinem letzten Lebensjahr 1909 wurde ihm zu seinen 65. Geburtstag die Ehrendoktorwürde der Universität Kiel verliehen. Seine letzte Reise führte ihn zu den Schlachtfeldern des Deutsch-Französischen Krieges. Liliencron starb kurz darauf an einer Lungenentzündung. Sein Grab befindet sich auf dem Rahlstedter Friedhof.