Das Mütterlein

Was siehst Du, Kind, im Mondenschein?
Ein Mütterlein am Wegestein,
Viel tausend Falten auf Stirn und Wang'!
Ihr scheinet ach, so weh, so bang,
Viel tausend Zähren sie leise verschluckt,
Das matte Haupt fast zur Erde gebuckt.

O, weine nicht, armes Mütterlein,
Es blinket so hell der Mondenschein!
Die gold'nen Aehren auf Berg und Tal,
Sie bücken und grüßen Dich allzumal!
Und bis auf das kleine Goldkäferlein,
Kann alles nicht schöner und prächtiger sein.

Wohl blinket so silbern der Mondenschein,
Doch düster und eng ist mein Kämmerlein,
Für mich wächst nichts auf dem grünen Feld,
Dem meine Hände den Acker bestellt!
Ach, freilich konnte es nicht anders sein,
So seufzet das arme Mütterlein.

Was siehst Du, Kind, im Mondenschein?
Ich sehe die grünen Hügelreih'n,
Die gold'nen Aehren auf Berg und Tal,
Sie grüßen und laden die Alte zum Mahl!
Die Stirne in Händen sie mächtig sinnt,
Und Träne auf Träne zur Erde rinnt.

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