Die sieben Steinhäuser
Die Frauen vom Stamme der roten Hunde
Die schrien auf wie aus einem Munde,
Die weite braune Heide erklang
Von ihrem gellenden Jammergesang.
Die Wölfe stoben entsetzt von dannen,
Das Rotwild polterte in die Tannen,
Der Adler ruderte hastig vorbei,
Vergrämt von dem gellenden Jammergeschrei.
Die Krieger umstanden die Bahren im Kreise,
Sie sangen die dunkele Racheweise,
Sie sangen das alte böse Lied
Von dem roten Hund, der auf Raub auszieht.
Der Häuptling stand zu Füßen der Bahren,
Die rote Fellkappe auf den Haaren,
Die rechte Hand umschloß das Beil,
Die andere lag auf dem Feuersteinkeil.
Sah nicht zur Rechten, sah nicht zur Linken,
Seine Augen starrten, ohne zu blinken,
Auf seiner toten Söhne Gesicht,
Seine schmalen Lippen die zuckten nicht.
Sein Antlitz färbten die Zeichen der Trauer,
Sieben weiße Striche und ein blauer,
Die Brust war siebenmal aufgeschlitzt,
Die Stirne siebenfach blutig geritzt.
Er hob das Beil, der Kreis sich teilte,
Vom Lager her der Zauberer eilte,
Er führte herbei ein weißes Roß,
Von dessen Maule der Geifer floß.
Die Frauen schrien, die Männer sangen,
Die Schilde dröhnten, die Hörner klangen,
Der Zauberer riß mit dem heiligen Stein
Dem Schimmel die Opfermarken ein.
Und warf ihm Staub in die weiße Mähne,
Und rieb ihm Asche zwischen die Zähne,
Und sengte die Locke auf seiner Stirn
Und trieb ihm das Messer in das Gehirn.
Die Hörner heulten, die Schilde klangen,
Die Weiber schrien, die Krieger sangen,
Der Zauberer schwang das brennende Scheit
Und weihte die Toten der Dunkelheit.
Aus sieben Bahren schlugen die Flammen
Und kamen in einem Rauche zusammen,
Des brennenden Wacholders Duft
Erfüllte weit und breit die Luft.
Die Flammen flackerten auf und nieder
Und fraßen der Häuptlingssöhne Glieder,
Die Krieger sangen das böse Lied
Von dem roten Hund, der auf Raub auszieht.
Und sangen das Lied wohl sieben Jahre,
Und ließen wachsen am Kinne die Haare,
Und wuschen Leib nicht und Gesicht,
Und schliefen bei ihren Frauen nicht.
Es blieb das Beil in ihren Händen,
Das Messer wich nicht von den Lenden,
Es flog in jedes Kriegers Haar
Der rote Fuchsschwanz sieben Jahr.
Bis daß vertilgt waren von der Erde
Die Männer vom Stamme der weißen Pferde,
Es blieb verschont nicht Weib noch Kind,
In ihren Schädeln pfiff der Wind.
Da machte der bunte Stock die Runde
In allen Hütten der roten Hunde
Und rief die Krieger alle heran,
Sie kamen im Festschmuck Mann für Mann.
Und feierten das große Gelage,
Das dauerte ganze sieben Tage.
Die weite braune Heide erklang
Von ihrem gellenden Jubelgesang.
Dann bauten sie lange, breite Dämme,
Dann fällten sie lange, dicke Stämme,
Dann wälzten immer hundert Mann
Die großen Steine der Heide heran.
Daraus sie sieben Kammern türmten,
Die sieben Totenurnen beschirmten,
Und wölbten hoch den gelben Sand,
Hell leuchtend aus dem braunen Land.
Zu geben weit und breit die Kunde
Vom Rachekrieg der roten Hunde,
Von ihrer sieben Helden Tod
Und von der Schimmelreiter Not.
Deutsche Gedichte App
Dieses Gedicht und viele weitere findest Du auch in der Deutsche Gedichte App.