O Mutter!
O Mutter, wäre das Leben
Wie du so gut, so schön,
Mit lichtem Mantel schweben
Wollt' ich durch Tiefen und Höhn.
Auf meinem Haupte die Krone
Von sonnengoldnem Kristall
Säng' ich zu deinem Lohne
Lieder von silbernem Schall.
Der Menschen besänftigt Gewimmel
Lauschte in frommer Ruh,
Droben aus blauem Himmel
Nickte mir Jesus zu.
O Mutter, wäre das Leben
So schön und gut wie du –
Wir aber alle kleben
Am Staube immerzu.
Ihr Lieben, ich mußte singen,
Was in das Herz euch stach,
Schmach muß der Dichter bringen
Der Schande, Schande der Schmach.
Mit schönen Worten krönen
Will ich, was rein und echt,
Die Niedertracht zu höhnen,
Ist mir kein Wort zu schlecht.
Daß zu des Drachen Schaden
Mich schirme hürnene Haut,
Muß ich im Bad mich baden,
Davor mir selber graut ...
Ich muß durch Gassen gehen,
Die euer Fuß nicht kennt,
Und Dinge muß ich sehen,
Die euer Mund nicht nennt.
Und alles muß ich sagen,
Was Sinn und Seele schaut,
Nach Namen einzig fragen
Die Wahrheit, meine Braut.
Die hat ein leuchtend Auge,
Verklärt von tiefer Qual,
Aus seinem Urquell sauge
Ich neuer Schönheit Strahl.
Wenn ihr es säht, ihr reichtet
Mir froh versöhnt die Hand,
Der ich im Lied gebeichtet,
Was ich im Leben fand.
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