In Eis und Schnee
Das ist die Zeit, wo in Palästen
Von Gas und Kerzenschein erhellt,
Zu Tanz und Schmaus geladnen Gästen
In Glanz getaucht erscheint die Welt.
Das ist die Zeit wo Schlitten klingeln
Und auf des Eises glatter Bahn
Die Paare auch sich tanzend ringeln,
Sich fliehen bald und bald sich nahn.
Die Zeit ist's, wo in Hauses Enge
Sich alt und jung zusammen schließt
Und fern von eitler Pracht Gedränge,
Ein heimisch trautes Glück genießt.
Wenns draußen schneit, gern am Kamine
Man einsam ferner Zeit gedenkt,
Bald lächelnd, bald mit Forschermiene
In Rätselfragen sich versenkt.
Die Zeit ist's wo in kalter Kammer
Nur Dunkel herrscht und bittre Not
Zu Eis gefriert in allem Jammer
Das Wasser und das Stückchen Brot!
Und draußen auch im Feld, und Garten
Die Vöglein klagen matt und weh –
Auf Menschenliebe alle warten,
Wo grausam herrschen Eis und Schnee.
Das ist die Zeit im Dunkeln träumen
Und sinnen über reich und arm –
Wenn hier die Becher überschäumen
Und dort kein Tropfen lind und warm.
Im Ballsaal welken tausend Blüten
Als schönster Schmuck in Frauenhand –
Sie sind, je herrlicher sie glühten,
Des Reichtums, nicht der Liebe Pfand!
O wollt bei ihnen recht erwägen:
Es sei der Frauen Ideal
Um sich zu breiten Trost und Segen –
Sonst ist das Leben öd und schal.
Wer nicht im Winter denkt der Armen
Und Segen auszustreuen weiß,
Wird nie zu schöner Glut erwarmen,
Schmilzt allenthalben auch das Eis!
Für solche ist kein Lenzeswehen,
Kein Vögelein voll Dank und Preis –
Mag noch so hoch die Sonne stehen –
Sie sind erstarrt in Schnee und Eis.
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