An die Nationalen
Ihr alle, die ihr treu und bieder seid,
Und die ihr patriotisch uns verdammt,
Und denen hinter'm scharfen Brillenglas
Das blaue Auge in Entrüstung flammt,
Ihr hebt die Hände drohend gegen uns,
Und schwarze Galle fließt euch ins Gemüt,
Ihr sagt, daß uns die Heimatliebe fehlt,
Die euch so deutsch in tapfern Herzen glüht.
Ich bitte euch, ihr Männer guter Art,
Wenn ihr das Vaterland so brünstig liebt,
Warum ist keiner unter euch so deutsch,
Daß er der Wahrheit furchtlos Ehre gibt,
Wenn unserm Land von oben Schaden droht?
Macht euch nicht schamrot der verdiente Hohn,
Der in dem Lächeln unsrer Nachbarn liegt?
Was steht ihr feige schweigend vor dem Thron?
Sagt doch ein Wörtchen! Sagt, was jeder denkt!
Fällt euch das Deutschtum in das Hosenbein?
Und seid ihr bieder auch beim Festkommers,
In Fürstensälen könnt ihr's nimmer sein.
Theaterhelden, schert euch fort! Und wenn
Nur einem unter euch die Feigheit schwand,
Dann sei das Predigen euch gern erlaubt,
Dann schwätzt uns wieder von dem Vaterland.
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