Wie auf einen Berg im Morgenlande zwölf Sternseher gesetzt wurden
Umströmt von seiner Kräuter Düften
Und überwallt von edlem Holz,
Der höchste, steigt aus blauen Lüften
Ein Berg, des Morgenlandes Stolz;
Steil ist der Pfad und lang die Reise,
Doch oben herrlich Tag und Nacht;
Auf seinem Gipfel stehn zwölf Greise
Und schauen in des Himmels Pracht.
Sie hüllen sich in die Gewande
Und schlummern über jeden Tag,
Der unter ihnen auf die Lande
Umsonst sein Licht verbreiten mag.
Sie lassen sich vom Nachthauch wecken,
Der durch der Bäume Wipfel fährt;
Den Sternen, die den Himmel decken,
Ist dann ihr Auge zugekehrt.
Mit allen Wunderzeichen schimmert
Das Buch des Himmels aufgerollt;
Was unten nur wie Silber flimmert,
Das leuchtet hier wie reines Gold.
Ward in den Sternen je gelesen
Der irdischen Geschicke Pfand,
So ist es dieser Berg gewesen,
Auf dem der Seher Gottes stand.
Auch diese stehen zu erkunden
In dem Gestirn des Himmels Rat,
Doch haben sie noch nicht gefunden
Ihr Saatkorn in der reichen Saat:
Den Stern, der herrlich, überschwenglich,
Vor allen andern stralenvoll,
Ein Licht, ein Feuer unvergänglich
Den blinden Heiden zünden soll;
Den Stern, den Bileam verkündigt,
Der einem König stralen wird,
Der einst die ganze Welt entsündigt
Und herrschen soll, der Völker Hirt.
So lautete der Spruch des Weisen
An das erstaunte Morgenland;
Das rief den himmelskund'gen Greisen
Zu wachen auf des Berges Rand.
Die Hoffnung kürzt des Weges Ferne,
Sie ebnet rings den steilen Pfad,
Erhellt die alten Augensterne,
Macht den gebeugten Nacken grad'.
Und ist im Tod ihr Blick zerronnen,
Den langes Forschen aufwärts zog,
So wecken ihn die tausend Sonnen,
Zu denen seine Sehnsucht flog.
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