Winternachmittag an der Elbe

Durch den Schnee, der Schlucht und Gräben füllt,
Wandert meine Seele ruhumhüllt.
Ach, sie möchte sich Genüge tun,
Lebenswarm im weißen Totenlinnen ruhn!

Denn es wacht wie eine Flamme mein Gemüt
In der Stille dieser Schlummerzeit.
Wie ein einzig Licht in Waldesnächten glüht,
Brennt mein Herz in Wintereinsamkeit.

Horch, wer hat den toten Hain erschreckt?
Überlast des Schnees fiel von den Zweigen.
Einen Laut hat sich Natur erweckt,
Weil ihr graute vor dem eignen Schweigen.

Durch beschneite Zweige kann ich ferne sehn,
Wo die stillen Segel gehn.
Aus dem Reich der stummen Nebelhöhn gesandt,
Ziehn sie lautlos in des Traumes Land. –

Holder Tag, der unterm Eis verrinnt,
Ewig wirst du mir im Herzen sein!
Tief gebettet dort, wirst du noch einst ein Wein,
Der die alten Augen mir mit Licht umspinnt.

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