Die Taufe
Es hat gewohnt ein Edelmann,
Des Tugend kannte jedermann
Nicht ferne vom Braunschweigschen Land,
Aschen von Walmoden genannt.
Gott segnete des Aschen Weib
Im heilgen Stand mit fruchtbarem Leib,
Sie hat ein Söhnlein ihm geboren,
Der war zu Grossem auserkoren.
Die Aeltern sein aus Griechenland
Theodulus ihn han genannt,
Verkürzt man aber Thedel spricht,
Von Gott ein Knecht, keins andern nicht.
Zur Schule ward er früh gesandt,
Die Sprachen lernt aus allem Land,
In fremde Land ging nach Paris,
Damit er ward der Kunst gewiß.
Da Thedel war so lange Zeit
In fremdem Land gewesen weit,
Kam endlich wieder heim nach Hauß,
Der Vater gab nen grossen Schmaus.
Da ward getauft sein Schwesterlein,
Er muß dabey Taufzeuge seyn.
Er konnt Latein, verstand so drat,
Die Tauf, die Christus setzen that.
Die Worte, die der Priester las,
Aus seinem Herzen nicht vergas,
Und als die Mahlzeit war geschehen,
Ließ er den Pfarrherrn zu sich gehen,
Er sprach: »Mir ist gezeiget an,
Daß ihr mich auch getaufet han,
Habt ihr da auch die Wort gelesen,
Die bey der Schwester Tauf gewesen?« –
»Ich sage euch bey Jesu Christ
Der unsrer aller Mittler ist,
Bey euch sind keine andre Wort
Gebraucht als heut an diesem Ort,
So wird euch Gott vom Himmels Thron
Beystand geben durch seinen Sohn!«
»Ehrwürdger Herr, bin ich also
Getauft, so bin ich herzlich froh,
Seit ich das bin von euch bericht,
Ich fürchte mich vor keinem nicht,
In Kampf und Streit in Gottes Namen,
Ich schlag den Teufel selbst zusammen.«
Den Teufel das gar sehr verdroß,
Daß Thedels Glauben war so groß.
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