Der Mandarin
Das starre Licht des sonnenhaften Thrones
Fällt auf der Majestät gefurchte Mienen.
Um die Gestalt des hohen Himmelssohnes
Stehn in Ergebenheit die Mandarinen.
Er blickt, dieweil er leitet Licht und Land,
Durchs offne Fenster in den Blütenreigen.
Ein Blumenantlitz ist ihm zugewandt.
Ein Fächer winkt. Der Kaiser hebt die Hand
Und schreitet zwischen Köpfen, die sich neigen.
Am Neujahrstag erbat ich Audienz.
Der Kaiser war wie immer mir gewogen.
Er gab mir Urlaub. Urlaub bis zum Lenz.
Zu Weib und Kindern bin ich heimgezogen.
Im Westen geht die rote Sonne unter.
Die Spatzen lärmen irgendwo am Tor.
Ich bin am Ziel. Aus Sträuchern lächelt bunter
Bewimpelt wie ein Schiff mein Haus hervor.
Mein Weib! Mein Kind! Da bin ich endlich wieder!
Ihr findet Worte nicht und Tränen nur.
Der Bürgerkrieg zerreisst des Landes Glieder,
Und Galgen stehn statt Bäume auf der Flur.
Wir wrackes Boot, am Ufer angekettet,
Die Heimat liegt weit draussen auf dem Meer.
Wie schmerzlich klingen, weibisch und verfettet,
Der Wäscherinnen Rufe zu uns her ...
Wo ist der Wein? Er hat genug gegoren.
Ein Duft weht durch die dürren Baumalleen.
Die Räuber haben mir den Zopf geschoren.
Ihr Kindelein, ich hab den Weg verloren,
Es ist zu spät, im Dunkeln heimzugehn ...
Ich musste blutend tausend Meilen rennen,
An tausend Galgen sah ich mich verwehn.
Es wird schon Nacht. Komm, lass die Lampe brennen
Und lass uns schweigend in die Augen sehn ...
Du bist der tiefste Brunnen, draus zu schöpfen
Jahrtausende nicht müde werden können.
Und wenn sie jeden Morgen neu begönnen,
Nur immer reicher strömt es ihren Töpfen.
Um deinetwillen lassen sie sich köpfen,
O Sohn des Himmels, dass ihr Herzblut rönne
Und eine Träne deines Augs gewönne.
Wer stürb nicht selig unter deinen Zöpfen
Am höchsten Turm von Peking aufgehängt?
Er legt die Haarschnur um den Hals sich stumm,
In der er zart nun wie ein Tänzer schwenkt.
Er greift, als spiele er Harmonium.
Kaum hat der Tod den kahlen Kopf gesenkt,
Legt schon ein andrer sich die Haarschnur um.
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