Das Hexchen
Endlich – endlich … Sel’ge Stunde!
Goldne Sterne lachten draus –
Und du flohst von meinem Munde,
Und du zogst dich lachend aus.
Und als Leibchen, Rock und Bluse
Lag gefaltet, blütenweis,
Sah ich auf dem nackten Fusse
Einen kleinen, braunen Kreis.
Auf das niedlichste Versteckchen
Vor galanter Späher Blick
Zog ein braunes Leberfleckchen
Sich in holder Scham zurück,
Gleich als hätt’ es nicht vergessen,
Wie man Hexen einst verflucht
Und in peinlichen Prozessen
Ihrer Bosheit Mal gesucht.
Wer solch Mal an solcher Stelle
Deckte mit dem Strumpfe zu,
Stand mit Teufel, Hex’ und Hölle
Zweifellos auf Du und Du;
Seine Seele loszukaufen
Aus des Satans krall’ger Hand,
Ward er auf dem Scheiterhaufen
Unter frommem Sang verbrannt …
Statt dass strenge Hexenrichter
Dich verdammt zur Folterqual,
Weiss ein einz’ger deutscher Dichter,
Liebchen, um dein Hexenmal.
Und das runde braune Klexchen,
Das dir einst den Tod gebracht,
Küsst er glühend, blondes Hexchen,
In verschwieg’ner Liebesnacht.
Auf des Fusses weiches Fellchen
Presst er selig sein Gesicht,
Solch ein süsses, braunes Stellchen
Haben andre Frauen nicht!
Dunkler Vorzeit blut’ge Sagen
Reizen seinen krausen Sinn –
Und er wird es mit dir wagen,
Blonde, kleine Teufelin!
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