Der schwarze Ritter
Pfingsten war, das Fest der Freude,
Das da feiern Wald und Haide.
Hub der König an zu sprechen:
„Auch aus den Hallen
Der alten Hofburg allen
Soll ein reicher Frühling brechen!“
Trommeln und Trommeten schallen,
Rothe Fahnen festlich wallen.
Sah der König vom Balkone;
In Lanzenspielen
Die Ritter alle fielen
Vor des Königs starkem Sohne.
Aber vor des Kampfes Gitter
Ritt zuletzt ein schwarzer Ritter.
„Herr! wie ist Eur Nam’ und Zeichen?“
„Würd’ ich es sagen,
Ihr möchtet zittern und zagen,
Bin ein Fürst von großen Reichen.“
Als er in die Bahn gezogen,
Dunkel ward des Himmels Bogen
Und das Schloß begann zu beben.
Beim ersten Stoße
Der Jüngling sank vom Rosse,
Konnte kaum sich wieder heben.
Pfeif’ und Geige ruft zu Tänzen,
Fackeln durch die Säle glänzen;
Wankt ein großer Schatten drinnen.
Er thät mit Sitten
Des Königs Tochter bitten,
Thät den Tanz mit ihr beginnen.
Tanzt im schwarzen Kleid von Eisen,
Tanzet schauerliche Weisen,
Schlingt sich kalt um ihre Glieder.
Von Brust und Haaren
Entfallen ihr die klaren
Blümlein welk zur Erde nieder.
Und zur reichen Tafel kamen
Alle Ritter, alle Damen.
Zwischen Sohn und Tochter innen
Mit bangem Muthe
Der alte König ruhte,
Sah sie an mit stillem Sinnen.
Bleich die Kinder beide schienen,
Bot der Gast den Becher ihnen:
„Goldner Wein macht euch genesen.“
Die Kinder tranken,
Sie thäten höflich danken:
„Kühl ist dieser Trunk gewesen.“
An des Vaters Brust sich schlangen
Sohn und Tochter; ihre Wangen
Thäten völlig sich entfärben.
Wohin der graue,
Erschrockne Vater schaue,
Sieht er eins der Kinder sterben.
„Weh! die holden Kinder beide
Nahmst du hin in Jugendfreude:
Nimm auch mich, den Freudelosen!“
Da sprach der Grimme
Mit hohler, dumpfer Stimme:
„Greis! im Frühling brech’ ich Rosen.“
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