Selbstunterhaltung in der Mitternachtsstunde

Einsame — feyerliche Stunde,
Ο träufle Balsam in die Wunde,
Die mir mein Schicksal schlug!
In dir fühlt sich dies beßre Wesen
Allein zur Ewigkeit erlesen,
Und waget einen höhern Flug.

Dich denk’ ich, Gott der Güt’ und Liebe!
Der du, scheint gleich mein Himmel trübe,
Des Glückes Urquell bist.

Hier soll mein Geist an dir eich weiden,
Mein Geist, der alle seine Leiden
Bey deiner Herrlichkeit vergißt.

Ich ahne dich in weiter Ferne:
Du blickst aus jedem deiner Sterne
Voll Huld auf mich herab.
Hier sing’ ich dir, wo nichts mich störet,
Von dir nur und von dem gehöret,
Den mir dein Wink zum Engel gab.

Dich, Allerhalter, gut und milde,
Erblick’ ich in dem schönsten Bilde,
Im Bilde der Natur.
Dein Angesicht kann niemand sehen;
Doch dort, wo sich Planeten drehen,
Ist unverkennbar deine Spur.

Hier bring’ ich dir Dank, Preis und Ehre;
Bis ich zum Staube wieder kehre,
Will ich mich deiner freun.
Nicht deine Wege will ich richten,
Die heiligste von meinen Pflichten
Soll Duldung und Ergebung seyn.

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