Der Waldmann

Im Walde haust ein alter Mann,
Der kaum sein Leben fristen kann.
Er trinkt vom Quell; er pflückt sich Beeren;
Sein Kleid will nicht dem Winter wehren.

Er hat kein Glück in dieser Welt
Und keinen Gott im Himmelszelt.
Er hat kein Weib, kein Kind und Keinen,
Der mit ihm möchte lachen, weinen.

Vor seiner Höhle traf ich ihn –
Da kam die Frage mir zu Sinn:
Warum, o Himmel! lebt dies Leben
Und hat sich nicht den Tod gegeben?

Als ich die Worte laut gewagt,
Hat er die Antwort mir gesagt:
„Mir ist kein Baum noch vorgekommen,
Der selbst die Axt zur Hand genommen.

Ich lebe wie der Baum: ich muß.
Ich lebe nach des Schicksals Schluß,
Und kann ich nicht versteh’n das harte –
Es hat mich hergepflanzt – ich warte.

Hab’ mir das Leben nicht bestellt
Und nicht verlangt auf diese Welt,
Gesorgt nicht, daß ich sei auf Erden,
Und sorg’ nicht, was soll weiter werden.“

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