Die Purpurschnecke
Wie eine Schnecke,
Träge, langsam,
Schleicht das
»Glück« ...
Mit wartendem, klopfendem Herzen steht
Der Mensch und breitet in Qual und Angst
Die Arme aus und schreit zum Himmel:
»Oh komm, komm endlich,
Löse mich, löse mich
Aus Fesseln und Banden –
Ein Glückeslächeln,
Ein einziges nur,
Es würde mein Herz
Erwärmen mit lachendem Leuchten,
Wie Maiensonne nach Winters Frost die starre Erde!« ...
Er wartet und fleht
Lange, lange,
Und müht sich ab im Geschirr des Lebens,
Und keucht und keucht,
Gebunden, gepeitscht,
Möchte vorwärts: hinauf!
Hinauf! wo es strahlt
Und lächelt das Schöne,
Ruhige, Klare,
Immer Ersehnte ...
Aber das Glück,
Kein stürmischer Engel,
Ach, kein gütig gewährendes Weib,
Aber das Glück,
Die purpurne Schnecke,
Rückt nur mühsam,
In langen Fristen,
Wenige Schritte
Vor ... und
Ihre träge gedrehten Fühler
Tasten kalt an eine starre,
Augenleere Leiche im Grabe.
Verfluchte Schnecke, o faules Glück!
Indes du deinen schleimigen Weg
Lautlos vorwärts schlichest: da stob,
Brauste, wütete, raste mit Heulen,
Gewaltig schnelle mit Sturmes Mächten
Von allen Seiten die Schaar der Furien
Los auf den Armen.
Die dürren Weiber!
Hexengestöber, grimmig jauchzendes ...
Mit ihren Geißeln schlugen sie ihn,
Mit ihren Schlangen schreckten sie ihn,
Mit ihren modrigen Blicken trieben sie ihn
Durch bange Verzweiflung und Wahnsinnsnacht
In den Tod.
Ein gehetztes, verendetes Wild –
Im Grab
Stumm liegt er nun:
Im Nichts.
Im friedvollen, unbelebten Nichts
Ward ihm das Glück ...
Die dunkelrote Pupurschnecke kriecht
Ueber seiu Grab,
Lautlos ...
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