Leise Stimmen

Den Kopf auf deinem Schoß – o Blumenlager!
O Pfühl, aus dem geheime Träume blühn!
Dein Auge glänzt, ein sehnsuchtdunkler Frager,
Wie reife Trauben aus dem Schatten glühn.
Nun sinkt die Wimper – wie der weiche Flügel
Des Abendfalters, der durch Dämm’rung zieht.
Der wilde Tag flog über Tal und Hügel,
Und deine Lippe summt ein träumend Lied …

Drückt nicht ein bleiches Antlitz sich ans Fenster?
Erinn’rung ist’s, der stille Abendgast.
Er schlüpft herein nach Weise der Gespenster
Und schmiegt ins Polster sich zu langer Rast.
Was mahnt er mich an düst’re Jugendtage,
Da mich die Hoffnung an den Spott verriet?
Ins große Meer vesunken ist die Klage –
Im Ofen raunt der Wind ein fernes Lied …

Und Tage kamen, Jahre, da mein Ringen
In stummer, bitt’rer Qual vergebens war.
Nicht glücken wollt’ es mir, sie zu bezwingen,
Die dichtverschlung’ne Obskurantenschar.
Die Staatsperücken ließen mich nicht gelten,
Weil ich den Puder und die Schminke mied;
Vom hohen Thron herab erklang ihr Schelten –
Die Grille geigt ein leises Schelmenlied …

Ich kam hindurch! Von Morgenkraft durchschauert,
Trag’ ich ein fröhlich blinkend Waffenkleid;
Doch überall in Busch und Hecken lauert
Mit giftigem Geschoß der Schuft, der Neid.
Die Schurken, daß sie Gott zur Qual verdamme …!
Wie straff empor der Strom der Lampe zieht!
Nach oben, nur nach oben strebt die Flamme
Und trägt empor ein leises, feines Lied …

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