Luren-Konzert

In Kopenhagen, groß und gesperrt,
Am Saal-Eingange stand: Luren-Concert.

Und an meinen Gastfreund jener Tage
Richte voll Neugier ich die Frage:
„Sage, was meint das? Bis Faust’s Lemuren
Reicht es gerade. Doch was sind Luren?“

„‚Luren, in Tagen der Gothen und Geten,
Hießen unsre Nordlands-Trompeten,
Hörner waren’s, von sieben Fuß Länge,
Schlachtruf waren ihre Klänge,
Die Luren, lange vor Gorm dem Alten,
Ueber’s Moor und über die Haide schallten …
Wo der Steindamm sich hinzieht, stieben die Funken.
In den Sumpf ist Roß und Troß versunken,
Und versunken unter die Binsen und Gräser,
Waren zuletzt auch die Lurenbläser.
Da lagen sie. Bis zu zweitausend Jahren
Sind Nebel und Wind drüber hingefahren,
Eines Tages aber grub man und Schwert und Knauf
Und die Luren auch stiegen wieder herauf,
Herauf aus dem Moorgrund unterm Rasen
Und auf diesen Luren wird heute geblasen.‘“

Eintret’ ich. Im Saal, an Estrad’ und Wand,
Sitzen schöne Frauen, die Fächer in Hand;
Lustig die Kleider, kokett die Hüte,
Vorn an der Brust eine Haidekrautblüthe,
So sitzen sie da; Lorgnon und Gläser
Richten sich auf die Lurenbläser.

Das sind ihrer Drei. Blond-nordisch ihr Haar,
Keiner über dreißig Jahr,
An die Brüstung jetzt sind sie herangetreten,
Hoch heben sie langsam ihre Trompeten,
Und die Luren, so lang in Tod gebunden,
Haben auf’s Neue Leben gefunden.

Es fallen die Schwerter, es klappen die Schilde,
Walkyren jagen, es jagt Brunhilde,
Von der Todten hochaufgethürmtem Wall
Aufwärts geht es es nach Walhall.

Und nun verklingt es; die Köpfe geneigt,
Lauscht noch alles, als alles schon schweigt.

Draußen am Eingang, groß und gesperrt,
Las ich noch einmal: Luren-Concert.

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