Fire, but don’t hurt the flag!
Consul Cunningham, an die dreißig Jahr,
Ist er im Amt schon in Tulcahuar.
Ein chilenischer Tag heut; stahlblau die Luft,
Von Westen her weht es wie Meeresduft,
Und auf Cunninghams Hause, leis und lind,
Englands Flagge spielt im Wind.
Jetzt aber, ein Windstoß setzt eben ein,
Klingt’s die Straße herauf wie von Lärmen und Schrein,
Soldaten und Volk („ist der Teufel los“)
Und inmitten des Haufens ein brit’scher Matros.
Anschwillt das Gelärm und als näher es kam,
Auf die Straße hinaus tritt Cunningham,
Engländer der Alte, von Kopf zu Zeh,
Glatt, rosig, sein spärliches Haar wie Schnee,
Dazu, nach britischem Brauch und Geschmack,
In weißem Gilet und schwarzem Frack.
Trommeln wirbeln, die Pfeife gellt,
Und als der Zug vor dem Hause jetzt hält,
Der Matrose tritt vor: „Herr, bin in Noth,
Erbarmt Euch, sie schleppen mich in den Tod,
Chilenisch Volk, es klagt mich an,
Ich sei der Mörder, ich hätt’ es gethan,
Ein Andrer führte Stoß und Stich,
Unschuldig bin ich, rettet mich.“
Ein Murmeln, ein Murren. Noch hält der Hauf,
Consul Cunnigham steigt auf das Flachdach hinauf,
Auf dem Flachdach oben, leis und lind
Englands Flagge spielt im Wind;
Die läßt er herab jetzt, – um Schulter und Frack
Schlingt er ruhig-bedächtig den Union-Jack,
Dann wieder treppabwärts: „Nun laßt uns gehn.
Ich will Dich begleiten. Wir wollen sehn.“
Und draußen, auf dem Hügel von Sand,
In des Todes Aug’ der Matrose stand,
Peloton tritt vor, schon schlagen sie an,
Da, über den verlornen Mann,
Wirft der Consul das Flaggtuch: „Nun schieße, wer mag;
Fire, but don’t hurt the flag!“
Da senken die Gewehre sich still,
Keiner, der es wagen will.
Wann kommt auch für uns der goldne Tag:
Fire, but don’t hurt the flag!
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