Auf der Kuppe der Müggelberge

Ueber den Müggelsee setzt mich der Ferge.
Nun erklettr’ ich die Müggelberge,
Mir zu Häupten rauschen die Kronen
Wie zu Zeiten der Semnonen,
Unsrer Urahnen, die hier im Eichwaldsschatten
Ihre Gottheitsstätten hatten.

Und die Spree hinauf, an Buchten und Seen,
Seh’ ich wieder ihre Lager stehn,
Wie damals beim Aufbruch. Tausende ziehn
Hin über die Dahme … Der Vollmond schien.

Am Eierhäuschen hebt es an:
Eine Vorhut, etliche dreißig Mann,
Ein Bardentrupp folgt von Friedrichshagen,
Wo noch jetzt Nachkommen die Harfe schlagen,
Bei Kiekemal und Kiekebusch
Blasen Hörner den Abschiedstusch;
Auf Flößen kommen Andre geschwommen,
Haben den Weg bis Schmöckwitz genommen,
Bis Schmöckwitz, wo, Wandel der Epochen,
Jetzt Familien Kaffee kochen.
Aus der „Wuhlhaide“ treten, wirr und verwundert,
Geschwindschritts immer neue Hundert
Und bei Woltersdorf und am Dämeritz-See
Sammelt sich schon das Corps d’armée.

Jetzt aber – der Dämeritz ist überschritten –
An des Zuges Ausgang und inmitten
Erblick’ ich Mädchen, erblick’ ich Fraun,
Alle thusneldisch anzuschaun,
Alle mit Butten, alle mit Hucken.
Draus blond die kleinen Germanen kucken –
So ziehen sie südwärts mit Kiepen und Kobern,
Von der Müggel aus die Welt zu erobern.

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