Es stehet im Abendglanze

Es stehet im Abendglanze
Ein freies heiliges Haus
Da sehen mit schimmernden Augen
Viel Knaben und Jungfraun heraus,
Dort hab' ich mein Liebchen gesehen
Ein freundliches zierliches Kind,
Sie konnte wohl schweben und drehen,
Wie fallende Blüten im Wind.

Und die in dem Hause wohnen
Sind heilig und wissen es nicht
Sie leben mit Kränzen und Kronen
Alltäglich ein neues Gedicht
Sie sind gleich den Göttern und handlen,
Wohl täglich in andrer Gestalt,
Mein Liebchen wird auch sich verwandlen
Das tut meinem Herzen Gewalt.

O Liebchen, wo bist du geblieben,
Ich steh' vor dem schimmernden Haus,
Und will dich bescheiden nur lieben
O Liebchen o sehe heraus
Ich will dein pflegen und warten,
Im Herzen so treu, als ich kann,
Da seh' ich dich sitzen im Garten
Wohl bei einem reichen Mann.

So kauf' ich mir Rechen und Spaten
Bind' mir ein grün Schürzelein vor
Und gehe wohl als ein Gärtner
An des reichen Mannes Tor
Tu auf, tu auf den Garten,
Ich will dir wohl ohne Sold
Die Blumen all pflegen und warten
Sie sind ja mein Silber und Gold.

So sei mir o Gärtner willkommen
Zieh hoch die Blumen mir,
Zieh lang sie zu blühenden Ketten
Ich habe ein Vögelchen hier,
Zieh hoch und dicht eine Laube
Zieh mir ein Gitterhaus
Daß keiner mein Vögelchen raube,
Und es nicht fliege aus,

Da klingt wohl sanft und süße
Im Garten ein heilig Lied
Die Bäume senden Grüße,
Die Blume lauschend blüht,
Da seh' ich mein Liebchen so weinen,
So blicken zu mir herauf,
Die Sonne will nicht mehr scheinen,
Die Blumen sie gehen nicht auf.

So hast du dann verlassen
Der Götter freies Haus
Der Locken Gold muß blassen,
Der Augen Licht geht aus
O Liebchen o sei nicht so munter,
Du hast vergeudet dein Los,
Dein Sternlein, es gieng ja unter
Tief in des Meeres Schoß.

Ans Meer will ich mich stellen
Betrübt im Abendschein,
Und sehn, wie in die Wellen
Versinkt dein Sternelein,
Und niedersehn und weinen,
Die Tränen all hinab,
Sie wollen sich ja vereinen
Mit deines Sternes Grab.

Dies Lied hab' ich ersonnen
Wohl vor dem Zauberhaus,
Das glänzt in der Abendsonnen,
Du blickst nicht mehr heraus
Als Jugend um Liebe mußt brennen
In irrem Liebeswahn,
Da konnte sie ihn nicht erkennen,
Und blickte so hell ihn doch an.

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