Meine Liebe an Sophien, die ihre Mutter ist
O Mutter, halte dein Kindlein warm
Die Welt ist kalt und helle
Und leg' es sanft in deinen Arm,
An deines Herzens Schwelle.
Leg' still es, wo dein Busen bebt,
Und treu herabgebücket,
Harr' liebend, bis es die Äuglein hebt,
Zum Himmel selig blicket.
Du strahlender Augenhimmel, du,
Du taust aus Mutteraugen,
Ach Herzenspochen, ach Lust, ach Ruh'!
An deinen Brüsten saugen!
Ich schau' zu dir so Tag als Nacht,
Muß ewig nach dir schauen,
Du mußt mir die mich zur Welt gebracht,
Auch eine Wiege bauen.
Um meine Wiege laß Seide nicht,
Laß deinen Arm sich schlingen,
Und nur deiner milden Augen Licht,
Laß zu mir niederdringen.
Und in deines keuschen Schoßes Hut,
Sollst du dein Kindlein schaukeln,
Daß deine Worte so mild und gut
Wie Träume um es gaukeln.
Da träumt mir, wie ich so ganz allein,
Gewohnt dir unterm Herzen,
Wie all die Leiden die Freuden dein
Mich freuten und mich schmerzten.
Und war deine Sehnsucht ja allzugroß,
Und wußtest nicht, wem klagen,
Da weint' ich still in deinem Schoß,
Und konnte dir's nicht sagen.
Oft rief ich, komm o Mutter komm
Kühl' dich in Liebeswogen,
Da fühltest du dich so still und fromm,
Zu dir hinabgezogen.
Mit Unschuldsarmen hielt fest und warm
Ich dich in dir umschlungen,
Und hab' dir kindisch Sorg' und Harm
In Liedern weggesungen.
Was heilig in dir zu aller Stund',
Das bin ich all gewesen,
O küß' mich süßer Mund gesund,
Weil du an mir genesen.
O Mutter halte dein Kindlein warm
Die Welt ist kalt und helle
Und leg' es sanft, bist du zu arm,
Hin an des Todes Schwelle.
Leg' es in Linnen die du gewebt,
Zu Blumen die du gepflücket,
Stirb mit, daß wenn es die Äuglein hebt,
Im Himmel es dich erblicket.
So lallt zu dir mein frommes Herz,
Und nimmer lernt es sprechen,
Blickt ewig zu dir, blickt himmelwärts,
Und will in Freuden brechen.
Bricht's nicht in Freude bricht's doch in Leid,
Bricht es uns alle beiden,
Denn Wiedersehen geht fern und weit,
Und nahe geht das Scheiden.
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