Arabische Totenklage
Weithin ruht in Nacht die Wüste,
Sterne flimmern sonder Zahl:
Weithinweg vom lauten Lager
Trag' ich meine stumme Qual.
Bei den Zelten kreist der Becher,
Sang erschallt und Saitenspiel: –
Ach und noch sind's nicht drei Monde,
Daß mein tapfrer Bruder fiel!
Abu Seid, du Stolz des Stammes,
Stern des Rates, Sturm der Schlacht,
Hast gerettet Gut und Leben
Manchem, der dort singt und lacht.
Abu Seid, gazellenbräunlich,
Schöner Frau'n geheimer Traum,
Deinem Feind warst du ein Löwe,
Deinem Freund ein Palmenbaum.
O was weilt' ich fern in Mekka,
Als du sankst am Paß Al Irmt,
Wo du, einer gegen vierzig,
Unsrer Herden Flucht beschirmt.
Dreizehn Lanzen schon im Schilde,
Sieben Wunden in der Brust –
Immer wollt'st du noch nicht fallen
Bis du fallen doch gemußt.
Ha, sie singen, weil die Geier,
Zehren noch von deinem Leib –
Dein vergaß der Stamm, der Emir,
Dein vergaß das eigne Weib.
Aber ich will dein gedenken,
Schöner, tapfrer, junger Scheich:
Hilft kein Gott, kein Mensch dich rächen –
So hilf du mir, Höllenreich!
Meine Seele sollt ihr haben,
Böse Geister, immerdar,
Helft ihr das Geschlecht verderben,
Das des Helden Mörder war.
Ha, dann jauchz' ich durch die Hölle,
Durch der Qualen Ewigkeit:
»Abu Seid, das war mein Bruder,
Und ich rächte Abu Seid.«
German Poetry App
This poem and many more can also be found in the German Poetry App.