Sämund der Sieger

Odhins Sohn war
Sämund, der Sieger,
Sämund, der Sieger
In See und in Saal:
Es mochten ihn Männer und Maide,
Wo er nahte, der mächtige Mann!

Zaubernd zog er
– Kein Zweiter zwang ihn –
Über die Erde
Mit goldenem Apfel:
Drob mühte sich manches Mädchen
Umsonst, zu bemeistern den Mann.

In den Frau'nsaal
Freundlich der Fremde
Trat, wo die trefflichen
Töchter thronen:
Er war schimmernd und schön zu schauen,
Wie der schiere Sonnenschein.

»Die den Apfel
Achtsam auffängt,
Welchen ich werfe,
Darf Wunsch sich wählen:
Was das minnige Mädchen meine, –
Mag alles, muß alles ihr sein.

Aber ins Auge
Muß sie mir aufschau'n,
Während den Wunsch
Und den Wurf wir wagen:
Und vermag nicht zu haschen die Maid ihn, –
Muß sie bieten zum Kuß mir den Mund.«

Lang durchzog er
Lächelnd die Lande;
Manches Mädchen
Mußte den Mund ihm
Errötend, den rosigen, reichen, –
Den Rundapfel erreichte sie nicht:

Glanz geblendet
Glitt ihr Blick,
Schaute sie scheu
In das Schimmerauge:
Es umfing ihr wie Ohnmacht den Atem,
Und zur Erde irrte der Apfel.

Also siegreich
Segelte Sämund. –
Nun nach Niördhland
Nahte sein Nachen:
Da hauste die herrliche Halla,
Die Herrscherin hehr und hold.

Sie sah vom Söller
Ihn seeher schreiten:
Sättigte – sicher! –
Sich der Anschau:
»Nun, Frigg und freundliche Freya,
Nun befreundet mich morgen früh.« –

In den Frau'nsaal
Früh trat der Fremde:
Da ragte die Reizende
Hoch aus der Reihe:
»Wirf, wirf nur den Apfel! doch wisse
Zugleich auch der Wirtin Wunsch!«

Schauernd erschaut' er
Die Schimmerndschöne:
Wirre ward ihm,
Weh und wonnig:
Und er wußte nicht, wie zu werfen
Und er wagte nicht, wegzusehn.

Nur ganz nah flog
Und niedrig der Apfel:
Doch springend sprach sie
Das sprühende Wort:
»Mein ward schon der Wurfapfel: –
Ich wünsch' mir den Werfer dazu!«

Hoch in Händen
Den Apfel hielt Halla:
Knieend küßte
Die Hand ihr der Kühne:
»Mein ward er, der Meister der Minne,
Keinem Mädchen mehr müht er den Mund.«

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