Die zwo Jungfraun
Zwo Jungfraun sah ich auf dem Hügel droben,
Gleich lieblich von Gesicht, von zartem Baue;
Sie blickten in die abendlichen Gaue,
Sie saßen traut und schwesterlich verwoben.
Die Eine hielt den rechten Arm erhoben,
Hindeutend auf Gebirg und Strom und Aue;
Die Andre hielt, damit sie besser schaue,
Die linke Hand der Sonne vorgeschoben.
Kein Wunder, daß Verlangen mich bestrickte
Und daß in mir der süße Wunsch erglühte:
O säß’ ich doch an Einer Platz von Beiden!
Doch wie ich länger nach den Trauten blickte,
Gedacht’ ich im besänftigten Gemüthe:
Nein! wahrlich, Sünde wär’ es, sie zu scheiden!
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