Spatz und Spätzin

Auf dem Dache sitzt der Spatz,
Und die Spätzin sitzt daneben,
Und er spricht zu seinem Schatz:
»Küsse mich, mein holdes Leben!

Bald nun wird der Kirschbaum blühn,
Frühlingszeit ist so vergnüglich;
Ach, wie lieb’ ich junges Grün
Und die Erbsen ganz vorzüglich!«

Spricht die Spätzin: »Teurer Mann,
Denken wir der neuen Pflichten,
Fangen wir noch heute an,
Uns ein Nestchen einzurichten!«

Spricht der Spatz: »Das Nesterbau’n,
Eierbrüten, Junge füttern
Und dem Mann den Kopf zu krau’n –
Liegt den Weibern ob und Müttern.«

Spricht die Spätzin: »Du Barbar!
Soll ich bei der Arbeit schwitzen,
Und du willst nur immerdar
Zwitschern und herumstibitzen?«

Spricht der Spatz: »Ich will dich hier
Mit zwei Worten kurz berichten:
Für den Spatz ist das Pläsir,
Für die Spätzin sind die Pflichten!

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