Die Greuelhochzeit
In Frauenstadt ein harter Mann,
Es war ein reicher Bürgerssohn,
Der hat sich ausersehen
Ein reiches Mädchen hübsch und fein,
Er dacht, die sollt sein eigen seyn;
Der Handschlag war geschehen.
Als man bei etlich Wochen Zeit,
Oeffentlich die zwey junge Leut
Dreymal verkündigt hatte,
Das Mädchen war betrübet sehr,
Wollt ihren Bräutigam nicht mehr,
Doch kam die Reu zu späte.
Ein Schuhknecht that ihr gehen nach,
Welchem sie auch die Eh versprach,
Und liebet ihn dermassen,
Hat ihm versprochen vielmal schon:
Eh sie behielt den Bürgerssohn,
Wollt sie das Leben lassen.
Zur Hochzeit war nun alles bereit't,
Da man die zwey verlobte Leut
Wollte zur Kirche führen,
Die Braut zu ihrem Bräutigam spricht:
»Du weißt ich will dich haben nicht.«
Da war groß Lamentiren.
Der Bräutigam wohl zu ihr sprach:
»Mein liebes Kind! bedenk die Sach,
Was du mir hast versprochen.
Schick dich mein Schatz, thu mit mir gehn,
Läßt du mich hier in Schanden stehn,
So bleibts nicht ungerochen.«
Allein sie wollt nicht folgen ihm,
Der Bräutigam voll Zorn und Grimm,
Thät in die Kammer gehen;
Alsbald er thäte ein Pistol
Mit zweyen Kugeln laden wohl,
Das niemand thäte sehen.
Indem so ging der Kirchgang an,
Es freute sich ein Jedermann,
Und wollte gerne sehen,
Daß alles möchte werden gut,
Machten der Braut ein'n guten Muth,
Sie thät zur Kirche gehen.
Als nun die Braut und Bräutigam,
Und alles Volk zur Kirche kam,
Der Priester thäte gehen,
Wie sonst gebräuchlich, zum Altar,
Darauf kam das verlobte Paar,
Und thäten vor ihm stehen.
Als er die Braut gefraget nun,
Ob sie den Junggesellen schön,
Zu ihrem Mann wollt haben?
Darauf die Braut antwortet bald:
»Eh ich zum Mann ihn haben wollt,
Eh geb ich auf mein Leben.«
Kaum sie das Wort geredet wohl,
Der Bräutigam nahm das Pistol,
Es thät ihn so verdrießen,
Daß er die Braut vor dem Altar,
Da alles Volk zugegen war,
Thäte darnieder schießen.
Drauf war der Braut ihr Bruder da,
Als er die Schwester erschossen sah,
Zog aus der Scheide sein Messer,
Stach mit großem Schmerz
Dem Bräutigam auch durch das Herz,
Da lagen alle beyde.
Da ward ein großes Mordgeschrey,
Das Volk lief eilend alles herbey,
Es waren zwey Partheyen.
Die Eine hielt zum Bräutigam,
Die Andere sich der Braut annahm,
Da war ein kläglich Schreyen.
Man schlug, man haut, man stach darein,
Man schonte weder Groß noch Klein,
Mit Messer, Säbel und Degen,
Oft manches trug ein'n Fetz davon,
Sieben Personen Weib und Mann,
Todt in der Kirchen lagen.
Als nun der Hader hätt' ein End,
Ein Jedes hebet auf die Händ,
Und that nach Hause gehen.
Jedermann führte große Klag,
Und sprach: Ich hab mein Lebetag
Kein solche Hochzeit gesehen.
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