Die Erinnerung

Ach, ich Falscher! konte sie verlassen,
Die mich liebte, wie kein Mädchen liebt,
Die noch jetzt, nicht fähig mich zu hassen,
Sich durch Wehmuth ihre Tage trübt,
Einsam oft an diesen Ufern gehet,
In den Sand oft meinen Namen schreibt,
Und dann weint, wenn schnell ein Lüftchen wehet,
Daß die kleinste Spur nicht übrig bleibt.

Both sie, sprich du liebe Quelle,
Die des sanften Kosens Zeugin war!
Nicht dein Wasser, o so süß und helle,
Aus der weissen hohlen Hand mit dar?
Segnend schlürft’ ichs auf, und ihre Wangen
Röther, weil die Kleine sich gebückt,
Glühten mehr noch, als ich einen langen,
Einen warmen Kuß auf sie gedrückt.

Lieblich sah der Mond auf diese Scene,
Ihn von Lieb’ und Unschuld vorgespielt,
Und versilberte die holde Thräne,
Die ihr himmelblaues Aug erfüllt.
O ein zärtlich Herz nur kan es fassen,
Was für Freuden uns die Liebe giebt,
Und ich Falscher hatte sie verlassen,
Die mich liebte, wie kein Mädchen liebt!

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