Frühling

Düfte wallen – Tausend frohe Stimmen
Jauchzen in den Lüften um mich her,
Die verjüngten trunknen Wesen schwimmen
Aufgelöst in einem Wonnemeer.

Welche Klarheit, welches Licht entfließet
Lebensvoll der glühenden Natur!
Festlich glänzt der Aether, und umschließet,
Wie die Braut der Bräutigam, die Flur.

Leben rauscht von allen Blüthenzweigen,
Regt sich einsam unter Sumpf und Moor,
Quillt, so hoch die öden Gipfel steigen,
Emsig zwischen Fels und Sand hervor.

Welch ein zarter, wunderbarer Schimmer
Ueberstrahlt den jungen Blüthenhain!
Und auf Bergen um verfallne Trümmer
Buhlt und lächelt milder Sonnenschein.

Dort auf schlanken, silberweißen Füßen
Weht und wogt der Birken zartes Grün,
Und die leichten, hellen Zweige fließen
Freudig durch den lauen Luftstrom hin.

In ein Meer von süßer Lust versenket,
Wallt die Seele staunend auf und ab,
Stürzt von frohen Ahndungen getränket,
Sich im Taumel des Gefühls hinab.

Liebe hat die Wesen neu gestaltet,
Ihre Gottheit überstrahlt auch mich,
Und ein neuer üpp’ger Lenz entfaltet
Ahndungsvoll in meiner Seele sich.

Laß an deine Mutterbrust mich sinken,
Heil’ge Erde, meine Schöpferin!
Deines Lebens Fülle laß mich trinken,
Jauchzen, daß ich dein Erzeugtes bin!

Was sich regt auf diesem großen Balle,
Diese Bäume, dieser Schmuck der Flur,
Einer Mutter Kinder sind wir alle,
Kinder einer ewigen Natur.

Sind wir nicht aus Einem Stoff gewoben?
Hat der Geist, der mächtig sie durchdrang,
Nicht auch mir das Herz empor gehoben,
Tönt er nicht in meiner Leier Klang?

Was mich so an ihre Freuden bindet,
Daß mit wundervoller Harmonie,
Meine Brust ihr Leben mitempfindet,
Ist, ich fühl’ es, heil’ge Sympathie!

Schwelge, schwelge, eh ein kalt Besinnen
Diesen schönen Einklang unterbricht,
Ganz in Lust und Liebe zu zerrinnen,
Trunknes Herz, und widerstrebe nicht.

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