Rudolf von Erlach

Die Sterne glänzten durch die Fenster
In Erlachs väterlichem Schloß.
Und flüsternd wankten die Gespenster
Am Graben, der die Burg umfloß.
Allein mit seinen treuen Hunden,
Beginnt der Greis das Nachtgebet,
Indeß, vom Erndtekranz umwunden,
Sein Volk ein fernes Fest begeht.

Das Schwert, das er als Held und Sieger
Für Recht der Eidgenossen trug,
Womit er Habsburgs stolze Krieger
Und Nidaus Ritterschaaren schlug,
Beglänzt die Wand, des Alters Freude,
Gekannt von Mufti und Packan;
Die grauen Hunde führten beide
Mit Erlach einst zu Schlachten an.

Da lärmt es auf des Schlosses Stufen!
Er klappte die Postille zu,
Und sah hinaus, und hört’ es rufen:
»Holla, ist alles schon in Ruh:«
Der Schwiegersohn von Rudenz stürmte,
Wie Geister blaß im Fackelschein,
Mit wildem Haar, das hoch sich thürmte,
Zum ofnen Pfortenthor herein.

»Woher noch in der Geisterstunde?
Warum so wild? Woher dein Weg?«
Mit Geistern steh ich wohl im Bunde,
Sie kennen wohl des Abgrunds Steg.
O! wär’ ich nimmermehr geboren!
Vom Spiel mit Teufeln komm’ ich her;
Mein ganzes Gut hab’ ich verloren,
Nun reit’ ich nakt die Kreuz und Queer.

»O Sohn, wie oft hab’ ich mit Zähren
Vor Spiel und Zechern dich gewarnt!

Du wolltest nie die Warnung hören,
Und bliebst von Bösen stets umgarnt.
Du sahst dein Weib die Hände ringen,
Und hörtest, wie in öder Nacht
Sie weint’ um dich, wenn sie durch Singen
Die Kindlein kaum in Schlaf gebracht.«

Was hilft, o Alter, nun dein Strafen?
Gieb Geld, gieb Geld! sonst muß ich fort,
Und bei der Brut der Schlangen schlafen
In Höhlen am geheimen Ort.
»Ich kann, o Sohn, kein Geld mehr geben;
Du reichst mir noch den Bettelstaab,
Dein Weib wird gleich dem Bettler leben,
Dem schimpfend man den Heller gab.«

Gieb Geld! so ruft der Sohn im Grimme,
Und stampft die Erd’ im wilden Schmerz.
Der Vater seufzt mit schwacher Stimme,
»O weh, mir bricht mein altes Herz!

Ach, Erlach, du wirst schrecklich enden!
Wie wird sich bald von deinen Höhn
Der Väter Blick in Nebel wenden,
Wenn jammernd sie vorübergehn.«

Und wilder stampft der Sohn die Erde,
Ergreift des Alten dürre Hand,
Und zerrt mit wütender Geberde
Ihn zu des Söllers weißer Wand.
Er nimmt das Schwert, und schlägt den Greisen.
Daß hoch sein Blut die Wand besprützt;
Er steht und bebt! denn Geister kreisen
Im Saale rings, es rauscht, es blitzt.

Er hört die Hunde schrecklich schnaufen,
Die ganze Geisterwelt wird wach,
Er stürzt hinaus, die Hunde laufen
Mit heulendem Gebell ihm nach.
Er sucht umsonst in Waldgesträuchen
Die Stellen heimlich wie ein Grab;

Sie folgen ihm, und Geister streichen
Zur Rach’ aus jedem Baum herab.

Dann steht er still bei Felsenklippen;
Mit Mufti heult Packan im Thal;
Er schwört und flucht mit blauen Lippen,
Und stürzt sich in der Rache Stahl.
Die Hunde stehn im Morgenschimmer
Bis sie ein früher Waller sieht,
Und jagen noch um Erlachs Trümmer
Den Mörder, welcher bebend flieht.

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