Der Fiedelmann
Das ist der alte Fiedelmann,
Umwallt vom grauen Bart:
Hebt der sein machtvoll Liedel an,
Tönt's ganz besondrer Art:
Wie Zauberzwang geschwinde
Lockt er vom Dorf die Kinde
Heraus zur Heidenlinde.
Und spielt er auf zum Sunnwendtanz,
Lupft sich von selbst der Fuß:
Des Burschen Haar, der Dirne Kranz
Tauscht knisternd heißen Gruß:
Wer ihrer nie ward inne,
Dem weckt er füße Minne:
Bald glühen alle Sinne.
Und singt er grau vergangne Zeit, –
Von Heldentodgeschick,
Vom Heunensturm, vom Völkerstreit: –
Wie sprüht der Männer Blick!
Das hallt wie helle Harfen,
Da Könige noch die scharfen,
Die Schilddurchschmettrer warfen!
Und tiefer zieht den Schlappenhut
Der Wirrbart ins Gesicht:
Hei, wie ihm lang verhaltne Glut
Vom grauen Auge bricht:
Er singt, mit bittrem Leiden,
Vom Gram der letzten Heiden
Und von der Götter Scheiden.
»Der Eichenhain in Flammen loht!
Der heil'ge Quell ward blut'ger Pfuhl:
Frau Berta klagt: »hilf Sassenôt:
In Trümmer barst die Irmensul!«
Auf! lichtumfloss'ne Frauen
Aus götterleeren Gauen
Empor zu Asgardhs Auen!«
Und Sehnsucht füllt der Hörer Sinn. –
Da stirbt gemach der Fiedelton. –
Wo kam, wo schwand der Alte hin?
Am Saum der Heide schwebt er schon!
Noch fern klagt seine Weise:
Es ziehn ums Haupt ihm leise
Zwei Raben ihre Kreise! –
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