Auf eine goldene Hochzeit
Kennt ihr sie nicht, des Nordens alte Sage:
Von jenem Wunder an der Grönlandsküste,
Vom Lenz, den rings umstarrt die bleiche Wüste,
Des eisgen Todes niegelöste Klage?
Durch eines ruhenden Vulkanes Spalten
War dort ein warmer Quell hervorgesprungen,
War aus der Tief ein Lebenshauch gedrungen,
Die nördliche Oase zu erhalten.
Dort war ein Kloster, grüne Lämmerweide,
Ein Garten prangte frisch mit Blumen, Früchten,
Und singend kamen Vögel hinzuflüchten,
In ein Asyl vor winterlichem Leide.
Im Kloster wohnte friedlich die Gemeine;
Sie führten ihre treue warme Quelle,
Die milde Freundin, traut durch jede Zelle,
Durch Wies und Feld und durch die grünen Haine.
War Winter auch ringsum in alle Ferne,
Aus dieses Klosters frohen Paradiesen
War durch den Quell der rauhe Gast verwiesen;
Nur heller strahlten dann bei Nacht die Sterne. –
Zur Wehmut führen gerne solche Kunden
Auf des entflohnen Glückes dunklen Fährten;
Begrub das Eis nicht längst die schönen Gärten?
Sind Quell und Kloster nicht schon längst verschwunden?
Sie sind es nicht! kein Winter wird sie morden;
Ob äußres Leben auch im Frost zerstiebe,
Im Innern die Oase schützt die Liebe,
Die warme Quelle in des Alters Norden.
Das Kloster ist das Bündnis guter Herzen,
Dies mag getrost die strenge Zeit erwarten,
Umrankt von einem immergrünen Garten,
Wo Blumen blühn und Frühlingslieder scherzen. –
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