Das Ideal

Tief in des Waldes heiligen Schatten saß
Ich, und der Stimme, welche zu edleren
Gedanken lädt im Laubgesäusel,
Horchte die Seele mit leisrem Ohre.

Und es ergriff mich schnell die Begeistrung,
Riß mich fort, – der Busen stürmete lauter mir,
Und weiter riß michs fort, als wollt es
Mich in der Welten Umarmung stürzen.

Schon hört ich nimmer säuseln das Eichenlaub,
Weit wich zurück die Erde mit meinem Grab;
Und jenseits war ich der Verwesung,
In dem Gefilde der Ideale.

Da schwebt' ein Mädchen lächelnd entgegen mir;
Wie aus gelüpftem Schleier der Abendwolk
Der Mond, so strahlte stille Tugend
Ihr aus dem himmlischen Angesichte. –

Donnergeroll jetzt zankte zurück mich, und
Ein kalter Tropfen fiel auf die glühende Stirn:
Da war mein Ideal dahin, – es
Strömte Regen herab vom Himmel.

O schönes Bild! oft sucht ich im Leben dich;
Doch hing die Seele sehnend nach dir hin, ach,
So flohst du mich, und meine Tränen
Netzten das flatternde Lockenhaar dir!

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