Die arme Else

Die Mutter spricht: „Lieb Else mein,
Du musst nicht lange wählen;
Man lebt sich ineinander ein,
Auch ohne Liebesquälen;
Manch Eine nahm schon ihren Mann,
Dass sie nicht sitzen bliebe,
Und dünkte sich im Himmel dann,
Und – alles ohne Liebe.“

Jung-Else hört’s und schloss das Band,
Das ew’ge, am Altare,
Es nahm zur Nacht des Gatten Hand
Den Kranz aus ihrem Haare;
Ihr war zu Sinn, als ob der Tod
Zur Opferbank sie triebe,
Sie gab ihr alles, nach – Gebot,
Und – alles ohne Liebe.

Der Mann ist schlecht; er liebt das Spiel
Und guten Trunk nicht minder,
Sein Weib zu Hause weint zu viel,
Und ewig schrei’n die Kinder;
Spät kommt er heim, er kost, er – schlägt,
Nachgiebig jedem Triebe,
Sie trägt’s, wie nur die Liebe trägt,
Und – alles ohne Liebe.

Sie wünscht sich oft, es wär’ vorbei,
Wenn nicht die Kinder wären,
So aber sucht sie immer neu,
Den Gatten zu bekehren;
Sie schmeichelt ihm, und ob er dann
Auch kalt beiseit’ sie schiebe,
Sie nennt ihn „ihren liebsten Mann“,
Und – alles ohne Liebe.

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