Nachtigallenschlag
Erste Nachtigall.
Tio tjo, tio tjo, tiotinx,
O wie süß, o wie süß
Im blühenden Flieder
Auf und nieder
Zu schaukeln,
Zu gaukeln,
Wenn der Mond erwacht,
Durch die lange, duftige Sommernacht,
O wie süß, o wie süß!
Zweite Nachtigall.
Frau Nachbarin, Gott grüß'!
Tio tjo, tio tjo, hier gefällt mir's auch
Im Holunderstrauch,
Wo die blauen Glocken
Über dem Wasser hangen –
Züküht, züküht – seht, wie sie prangen!
Wollen noch mehr zusammenlocken.
Tio tjo, tio tjo!
Dritte Nachtigall (kommt geflogen).
Wer ruft mir so?
Erste Nachtigall.
Ei, auch schon hier
Im grünen Revier?
Zweite Nachtigall.
Glaubten dich noch im Süden weit,
Wo die Orange Blüten schneit,
Warst ja so glücklich noch dort, als wir zogen;
Sangst immerzu
Ohne Rast und Ruh',
Das war ein Schwellen, ein Wogen.
Sprich, was wandte so schnell dir den Sinn,
Daß du doch nach Norden geflogen?
Dritte Nachtigall.
Er ist hin! Er ist hin!
Alles Glück ein Hauch!
Zweite Nachtigall.
So sprich doch, wer?
Dritte Nachtigall.
Mein Rosenstrauch.
Ich hatt' ihn so wert, so lieb gehatt,
Kannt' jede Knospe, jedes Blatt;
Der König war er der ganzen Au,
Sein Gold und Perl' der Morgentau
Im Purpur aufgefangen –
Kam der Sommer ins Tal
Mit heißem Strahl,
Da ist er verwelkt, vergangen.
Erste Nachtigall.
Ärmste! Und nun?
Dritte Nachtigall.
Mich ließ es nicht ruhn.
Flog weit, immer weiter, bis zu euch,
Abschied zu nehmen, ihr Guten.
Dort im dichten Jasmingesträuch
Laßt mich in Liedern verbluten.
(Fliegt ins Dickicht.)
Erste Nachtigall.
Tio tjo, tio tjo! Lieb Schwesterlein!
Wir wollen mit dir traurig sein.
Zweite Nachtigall.
Wollen klagen mit hellem Schlag
Bis an den rosenroten Tag,
Züküht, züküht.
(Flattern fort.)
Kuckuck (setzt sich auf eine Pappel.)
Kuckuck, kuckuck, und noch einmal!
Was sind die Vögel doch sentimental!
Kuckuck, kuckuck! Bin Rezensent;
Wenn ich's nur besser machen könnt'!
Kuckuck!
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