Die Herberge

Du kaltes Haus voll müder Dunkelheit ...
Spinnwebenüberschleiert schläft in dir die Zeit;
Auf weichen Socken schleicht in dir der Tod;
Stets um dich Dämmerung; das Morgenrot
Trifft deine Schindeln nicht, die bleich wie Blei;
In weiten Kreisen bangt das Leben dir vorbei.

Ich aber ging hinein und saß in dir zu Gast ...
Oh wie du mich so lieb und lind umfangen hast!
Ich lehnte meinen Kopf an deine graue Wand,
Mir streichelte das Kinn des Hausherrn harte Hand.
Sein Auge lud mich ein zu weißer Lagerstatt,
Da sank ich federntief, von weichem Wehe matt.
Der Krankenwärter Tod sang in den Schlaf mich ein,
Da ward das stille Glück, das ... stille ...
Glück ward mein.

Es hauchte um mich her ein Atem moderbang,
Und eine Stimme dumpf aus Weltenweiten sang:
»Hinüber Seele nun, spann deine Flügel weit,
Schwimm schwanenfittichstill in blaue Ewigkeit.
Hörst du den leisen Ton? Das ist der letzte Schlag
Vom Turm der Erdennacht, nun goldet dir der Tag,
Der nie sein Blut vergießt ins Abendrötenmeer ...«
Da hob ich mich in Angst von meinem Pfühle schwer.
Fort! Fort! Von hier hinaus! Hinaus ins helle Licht!
Noch einmal sah ich in des Hausherrn bleich Gesicht.
Das lächelte. Mir war: Dies Lächeln legte sich
Ins Herz mir wie ein Wort, kalt: Unabänderlich!
Ich schritt auf schwankem Fuß, ich taumelte hinaus,
Ich wandte meinen Blick: Versunken war das Haus.
Und eine Grube lag an seiner Stelle, tief ...
Mir wars, als obs aus ihr leis meinen Name rief.

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