Die Ballade vom Tod und dem Zecher

Stell die Uhr ab, Freund Hein,
Schenk zum letzten Mal ein
Meinen gläsenen Becher
Mit tiefrotem Wein!

Laß dein Sensengeschwank,
Setz dich her auf die Bank,
Bin ein friedlicher Zecher
Und trinke nicht Zank.

Gelt, der Wein da ist gut?
Burgunderisch Blut!
Molk oft mir im Keller
Aus dem Fasse Mut.

Warum trinkst du denn nicht?
O du kalkig Gesicht!
Trink aus doch, trink schneller,
Langweiliger Wicht!

Herrgott, bist du fad!
Es ist tief jammerschad,
Daß der Tod so'n langweiliger
Zechkamerad!

Hätt es nimmer gedacht,
Daß der Tod bei der Nacht
Ein Gesicht wie ein heiliger
Marabu macht.

Gestorben muß sein,
Doch ich sehe nicht ein,
Warum so steifleinene
Zeremonein.

Nur näher gerückt!
Nur die Glatze gebückt!
Sei die hell elfenbeinene
Rosengeschmückt!

Na, was fehlt noch? Vielleicht,
Daß ein Fiedelmann geigt?
Los, Ländler und Lieder!
Der Sensenmann schweigt.

Wie, noch immer verstimmt?
Tief scheinst du ergrimmt!
Doch die Lust kommt dem wieder,
Der ein Mädel sich nimmt.

Komm herein, Leonor',
Tanz dem Tode was vor,
Indessen Belinde
Ihn kraue am Ohr.

Und es kommen zu Zwein
Die Mädchen herein,
Und es singen gelinde
Geig und Schalmein.

Ist ein lustiger Takt,
Und die Mädchen sind nackt,
Und den Tod hat der Zecher
Am Arme gepackt.

Da eist ihm das Blut,
Und es schrickt ihm der Mut,
Und er greift nach dem Becher,
Im Becher ist Blut.

Ist Blut, – aber blaß,
Ein eisschaurig Naß.
Trink, trink doch, du Frecher,
Der Tod schänkt dir das!

Will nit lumpen sich lân,
Auch zum Tanz tritt er an,
Hat auch Fräulein zweie
Geladen zum Plan.

Sind auch splitternackt,
Tanzen auch nach dem Takt,
Und des Todes Schalmeie
Die flötet vertrackt.

Ist ein Menschengebein,
Gedrechselt fein,
Ihre Tanzlieder klingen
Wie Fegfeuerschrein.

Und es schrillt die Schalmei,
Und es packen die Zwei
Und drehen und schwingen
Im Tanze ihn frei.

Leeräugig und kalt
Und mißgestalt
Sind die Tänzerinnen
Und moderalt.

In grinsender Ruh,
Turulu, Turulu,
Spielt der Sensenmann selber
Den Hopser dazu,

Bis der Atem vergeht,
Und das Herz stille steht,
Und die Seele dem Tänzer
Zur Hölle weht.

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