Vielleicht auch träumen

Kein Wort der Lebensflucht
Und auch kein Wort der Müden,
Die nur noch die Erinnerung behüten
Die abschiednehmend ihre Seele sucht.

Kein Wort der Not
Und auch kein Wort der Armen
Die niemals Jugend freudig konnt’ erwarmen
Die schlafen, während rings das Leben loht.

Ein Wort der Liebe nur:
Hast du in heißen Träumen
Niemals gelebt in Paradiesesräumen
Auf junger Wegespur?

Und kamen nicht zur Nacht
In wild-erhöhten, leidgetränkten Farben
Das Leben und die Wünsche, die dir lange starben
Als groß vollbracht?

Kam nicht bewußt
Dir oft im Traume erst die Größe
Von deiner Liebe, daß du sie erlöse
Zu neuer Lust?

Ward nicht im Traum
Dir manchmal erst die Heimat und das Leben
Zu einem Bild, wie oft es dir dein Herz gegeben
Und wußtest’s kaum?

So ist der Traum
Verdichter unsrem Wesen, unsrem Fühlen
Und Wahrheitkünder, der in seinem kühlen
Erschauern führt uns zum Erkenntnisbaum.

So ist Symbol
Der Traum auch jedem Künstlerschaffen –
Beseeltes Bild des Lebens, das wir jäh erraffen
Will uns die Stunde wohl.

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