Prométheûs
Kaum hatte, von Minerven zum Olymp getragen,
Prométheûs Feuer von dem Sonnenwagen
Den Sterblichen gebracht, als oft aus Unverstand,
Trotz seiner Warnung, Knab’ und Mädchen sich die Hand
Verbrannten. Himmel! welche Klagen
Erhuben hier die Mütter! Haben wir der Plagen
Noch nicht genug? Hat seine Schwägerinn uns nicht
Durch ihren Vorwitz Fieber, Aussatz, Gicht
Beschert? Denkt der Titanensohn uns auszurotten?
So hörte man aus Thälern, Büschen, Grotten
Des Menschenfreundes himmlisches Geschenk verschreyn,
Dies reine Sonnenfeuer, dem die Nachwelt alles
Verdanket, das durch Schmelzung des Metalles
Das Feld befruchtet; das die Felsen und den Hain
Zu Städten umschafft; das den Ocean bebrücket.
Das jede Kunst dem Menschen möglich macht;
Dies Element, das uns mit Frühlingswärm’ erquicket,
Wenn Erd’ und Himmel starrt; das uns die Winternacht
In hellen Tag verwandelt; das aus den Reichen
Der gütigen Natur für alle Seuchen
Uns Heilungssäfte kochet. — Endlich ward das Schreyn
Von Schädlichkeit des Feuers allgemein,
Und jedem, der mit Zweigen trockner Fichten, Äschen
Und Buchen es genährt, (die Kunst mit Stein und Stahl
Es anzufachen war noch unbekannt) befahl
Der hohe Rath es auszulöschen.
Denkfreyheit, segensvolles Licht,
Wohlthäterinn der Menschen, reine Himmelsflamme,
O daß die Staatskunst nie dich unter uns verdamme!
Verlösche bey uns ewig nicht!
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