Textarchiv - Rudolf Presber https://www.textarchiv.com/rudolf-presber Deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Drehbuchautor. Geboren am 4. Juli 1868 in Frankfurt am Main. Gestorben am 30. September 1935 in Potsdam de Zweifel https://www.textarchiv.com/rudolf-presber/zweifel <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Gestern Mittag sagt mir wer<br /> – Pfui, mich so zu packen! –<br /> »Alter Sohn, dein Gang wird schwer<br /> »Und gebückt dein Nacken;</p> <p>»Und mir scheint, dich schmerzt dein Knie<br /> »Allemal beim Bücken;<br /> »Silbern schimmert’s dir bereits<br /> »Von den Schläfenbrücken.</p> <p>»Nächstens kriegst du’s Zipperlein<br /> »Und den Wilhelmsorden,<br /> »Und dann siehst du endlich ein,<br /> »Dass du alt geworden« …</p> <p>Und da hab’ ich ohne Wort<br /> Meinen Schirm ergriffen;<br /> Tief entrüstet ging ich fort,<br /> Hab’ mir eins gepfiffen.</p> <p>Aus der Stadt schritt ich hinaus,<br /> Um ins Land zu sehen –<br /> Rechts das rote Krankenhaus,<br /> Links die Mausoleen. –</p> <p>Bei der Höhe auf der Bank,<br /> Tief die Stadt als Schemel,<br /> Sass ein Mädchen sehnsuchtskrank,<br /> Las im Richard Dehmel.</p> <p>Und wir kamen ins Gespräch<br /> So von dem zum andern –<br /> Hatten just denselben Weg<br /> Beim Nachhausewandern.</p> <p>Vater tot und Mutter krank,<br /> Und zu Haus kein Eden …<br /> Na – wie Mädchen auf der Bank<br /> Abends eben reden.</p> <p>Sprachen dann beim Mondenschein<br /> Von der Nächte Schöne,<br /> Und wir fanden ungemein<br /> Viel verwandte Töne.</p> <p>Seltsam – wie beim Abschied just,<br /> In des Stadtthors Schatten,<br /> Uns’re Lippen unbewusst<br /> Sich gefunden hatten.</p> <p>Und mit heissem Jugendtrank<br /> Meine Seele labend,<br /> Sprach sie leise: »Bei der Bank,<br /> Liebster, morgen abend!« …</p> <p>Und ich trug mein Herz so heiss<br /> Heim von all dem Glücke – –<br /> Ach, was schert mich nun das Weiss<br /> An der Schläfenbrücke!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-presber" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Presber</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-presber/zweifel" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Zweifel" class="rdf-meta element-hidden"></span> Mon, 25 Feb 2019 22:10:01 +0000 mrbot 11735 at https://www.textarchiv.com Gekrönte Liebe https://www.textarchiv.com/rudolf-presber/gekroente-liebe <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Ich liebt’, als ich noch zur Prima ging,<br /> – Nicht ganz ohne Furcht und Tadel –<br /> Ein blondes, ein junges, ein frisches Ding,<br /> Die war vom ältesten Adel.<br /> Sie trug auf der Mappe in Gold gestickt<br /> Die Krone mit sieben Zacken,<br /> Und wenn sie mich lachend angeblickt,<br /> Dann schoss mir das Blut in die Backen.<br /> Und sass ich gebeugt auf den Sophokles<br /> Und ochste die tragischen Chöre,<br /> Mir war’s, als ob ich die kleine Komtess<br /> In’s Ohr mir lachen höre.</p> <p>Und als ich, ein Studio, trug auf der Brust<br /> Dreifarbig das Band der Rhenanen,<br /> Da liebt’ ich mit stürmischer Jugendlust<br /> Ein Mädel ganz ohne Ahnen.<br /> Der Vater ein Schuster, die Mutter tot,<br /> Der Bruder Hausknecht in Barmen – – – –<br /> Ich aber, wenn sie die Lippen mir bot,<br /> Ein Fürst in ihren Armen – – – –<br /> Sie hat mir ein Cerevis gestickt<br /> Von ihren armseligen Groschen,<br /> Und wer mir das Mützchen schief angeblickt,<br /> Dem hab’ ich den Schädel verdroschen.</p> <p>Am Golf von Neapel, da hab’ ich gekannt<br /> Ein Mädel – erst sechzehn Jahre! –<br /> Die war so schön – so schön wie ihr Land,<br /> Das Kind von Castellamare.<br /> Ihr Vater im Bagno – sie selber so froh,<br /> So kindlich im Schwatzen und Bitten,<br /> Wenn wir zum Monte San Angelo<br /> Auf kleinen Eseln ritten – – – –<br /> Vergessen war Zukunft, Amt und Beruf,<br /> Wenn mich die Kleine neckte,<br /> Und in die Sterne der Vesuv<br /> Die Hochzeitsfackel reckte …</p> <p>Und jetzt. – Wenn manchmal um Mitternacht<br /> Der Kopf mir sinkt auf die Bücher,<br /> Da schleichen drei Mädels durch Thüren sacht,<br /> Gehüllt in wehende Tücher.<br /> Drei Augenpaare, – die nie ich vergess’,<br /> Die funkeln und schmeicheln und bitten – –<br /> Die Schustertochter, die kleine Komtess<br /> Und das Sträflingskind in der Mitten.<br /> Sie tanzen und singen und lachen dabei<br /> Und locken mich doch vergebens –<br /> Und Krönchen tragen sie alle drei …<br /> Die Kronen meines Lebens!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-presber" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Presber</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-presber/gekroente-liebe" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Gekrönte Liebe" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 16 Feb 2019 22:10:02 +0000 mrbot 11736 at https://www.textarchiv.com Das Hexchen https://www.textarchiv.com/rudolf-presber/das-hexchen <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Endlich – endlich … Sel’ge Stunde!<br /> Goldne Sterne lachten draus –<br /> Und du flohst von meinem Munde,<br /> Und du zogst dich lachend aus.<br /> Und als Leibchen, Rock und Bluse<br /> Lag gefaltet, blütenweis,<br /> Sah ich auf dem nackten Fusse<br /> Einen kleinen, braunen Kreis.</p> <p>Auf das niedlichste Versteckchen<br /> Vor galanter Späher Blick<br /> Zog ein braunes Leberfleckchen<br /> Sich in holder Scham zurück,<br /> Gleich als hätt’ es nicht vergessen,<br /> Wie man Hexen einst verflucht<br /> Und in peinlichen Prozessen<br /> Ihrer Bosheit Mal gesucht.</p> <p>Wer solch Mal an solcher Stelle<br /> Deckte mit dem Strumpfe zu,<br /> Stand mit Teufel, Hex’ und Hölle<br /> Zweifellos auf Du und Du;<br /> Seine Seele loszukaufen<br /> Aus des Satans krall’ger Hand,<br /> Ward er auf dem Scheiterhaufen<br /> Unter frommem Sang verbrannt …</p> <p>Statt dass strenge Hexenrichter<br /> Dich verdammt zur Folterqual,<br /> Weiss ein einz’ger deutscher Dichter,<br /> Liebchen, um dein Hexenmal.<br /> Und das runde braune Klexchen,<br /> Das dir einst den Tod gebracht,<br /> Küsst er glühend, blondes Hexchen,<br /> In verschwieg’ner Liebesnacht.</p> <p>Auf des Fusses weiches Fellchen<br /> Presst er selig sein Gesicht,<br /> Solch ein süsses, braunes Stellchen<br /> Haben andre Frauen nicht!<br /> Dunkler Vorzeit blut’ge Sagen<br /> Reizen seinen krausen Sinn –<br /> Und er wird es mit dir wagen,<br /> Blonde, kleine Teufelin!</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-presber" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Presber</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-presber/das-hexchen" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Das Hexchen" class="rdf-meta element-hidden"></span> Mon, 11 Feb 2019 22:10:02 +0000 mrbot 11737 at https://www.textarchiv.com Es waren drei junge Leute https://www.textarchiv.com/rudolf-presber/es-waren-drei-junge-leute <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Es waren drei junge Leute,<br /> Die liebten ein Mädchen so sehr.<br /> Der eine war der Gescheute,<br /> Floh zeitig über das Meer.<br /> Er fand eine gute Stelle<br /> Und ward seiner Jugend froh,<br /> Und lebt als Junggeselle<br /> Noch heute auf Borneo.</p> <p>Der zweite schied mit Weinen.<br /> Er sang seiner Liebe Leid<br /> Und liess es gebunden erscheinen<br /> Just um die Weihnachtszeit.<br /> Das kalte Herz seiner Dame,<br /> Die Quelle all’ seines Wehs,<br /> Macht ihm die schönste Reklame<br /> Auf allen ästhetischen Tees.</p> <p>Der dritte nur war dämlich,<br /> Wie sich die Welt erzählt.<br /> Er liebte die Holde nämlich<br /> Und hat sich mit ihr vermählt;<br /> Und sitzt jetzt ganz bescheiden<br /> Dabei mit dummem Gesicht,<br /> Wenn sie von den andern beiden<br /> Mit Tränen im Auge spricht …</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-presber" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Presber</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-presber/es-waren-drei-junge-leute" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Es waren drei junge Leute" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 06 Feb 2019 10:26:26 +0000 akessler 11734 at https://www.textarchiv.com Die kleine Lampe https://www.textarchiv.com/rudolf-presber/die-kleine-lampe <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Es steht in meinem Zimmer<br /> Ein Lämpchen auf dem Pult,<br /> Das hat einen freundlichen Schimmer,<br /> Das hat eine lange Geduld.</p> <p>Ist emsig, mir zu dienen,<br /> Hat oft, wenn alles schlief,<br /> Manch süsse Dummheit beschienen<br /> Und manchen Liebesbrief.</p> <p>Es hat in einsamen Jahren<br /> So treu für mich geglüht;<br /> Und jüngst hab’ ich’s erfahren:<br /> Das Lämpchen hat auch – Gemüt.</p> <p>Es kam zu heimlicher Feier<br /> Die Kleine – zum ersten Mal …<br /> Gesichtchen tief im Schleier,<br /> Die Schultern tief im Shawl.</p> <p>Sie kam so scheu, so schüchtern,<br /> Sie stand so fluchtbereit –<br /> Mein Herz war nicht mehr nüchtern<br /> Vor so viel Seligkeit.</p> <p>Wir sassen beim roten Weine,<br /> Sie flüstert: Jetzt muss ich nach Haus –<br /> Da ging die kluge, kleine,<br /> Taktvolle Lampe aus …</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/rudolf-presber" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Rudolf Presber</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1904</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/rudolf-presber/die-kleine-lampe" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Die kleine Lampe" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 06 Feb 2019 10:23:53 +0000 akessler 11733 at https://www.textarchiv.com