Textarchiv - Paul Gerhardt https://www.textarchiv.com/paul-gerhardt Deutscher evangelisch-lutherischer Theologe. Geboren am 12. März 1607 in Gräfenhainichen. Gestorben am 27. Mai 1676 in Lübben (Spreewald). de Auf den Nebel folgt die Sonne https://www.textarchiv.com/paul-gerhardt/auf-den-nebel-folgt-die-sonne <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>Auf den Nebel folgt die Sonn,<br /> Auf das Trauern Freud und Wonn,<br /> Auf die schwere bittre Pein<br /> Stellt sich Trost und Labsal ein.<br /> Meine Seele, die zuvor<br /> Sank bis zu dem Höllentor,<br /> Steigt nun bis zum Himmelschor.</p> <p>2.</p> <p>Der, vor dem die Welt erschrickt,<br /> Hat mir meinen Geist erquickt,<br /> Seine hohe starke Hand<br /> Reißt mich aus der Höllen Band;<br /> Alle seine Lieb und Güt<br /> Überschwemmt mir mein Gemüt<br /> Und erfrischt mir mein Geblüt.</p> <p>3.</p> <p>Hab ich vormals Angst gefühlt,<br /> Hat der Gram mein Herz zerwühlt,<br /> Hat der Kummer mich beschwert,<br /> Hat der Satan mich betört:<br /> Ei, so bin ich nunmehr frei,<br /> Heil und Rettung, Schutz und Treu<br /> Steht mir wieder treulich bei.</p> <p>4.</p> <p>Nun erfahr ich, schnöder Feind,<br /> Wie dus habst mit mir gemeint,<br /> Du hast wahrlich mich mit Macht<br /> In dein Netz zu ziehn gedacht.<br /> Hätt ich dir zuviel getraut,<br /> Hättst du, eh ich zugeschaut,<br /> Mir zu Fall ein Sieb gebaut.</p> <p>5.</p> <p>Ich erkenne deine List,<br /> Da du mit erfüllet bist;<br /> Du belügst mir meinen Gott<br /> Und machst seinen Ruhm zu Spott:<br /> Wann er setzt, so wirfst du üm.<br /> Wann er spricht, verkehrt dein Grimm<br /> Seine süße Vaterstimm.</p> <p>6.</p> <p>Hoff und wart ich alles Guts,<br /> Bin ich froh und gutes Muts,<br /> Rückst du mir aus meinem Sinn<br /> Alles gute Sinnen hin:<br /> Gott ist, sprichst du, fern von dir,<br /> Alles Unglück bricht herfür,<br /> Steht und liegt vor deiner Tür.</p> <p>7.</p> <p>Heb dich weg, verlogner Mund!<br /> Hie ist Gott und Gottes Grund,<br /> Hie ist Gottes Angesicht<br /> Und das schöne helle Licht<br /> Seines Segens, seiner Gnad;<br /> All sein Wort und weiser Rat<br /> Steht vor mir in voller Tat.</p> <p>8.</p> <p>Gott läßt keinen traurig stehn,<br /> Noch mit Schimpf zurückegehn,<br /> Der sich ihm zu eigen schenkt<br /> Und ihn in sein Herze senkt;<br /> Wer auf Gott sein Hoffnung setzt,<br /> Findet endlich und zuletzt<br /> Was ihm Leib und Seel ergötzt.</p> <p>9.</p> <p>Kommts nicht heute, wie man will,<br /> Sei man nur ein wenig still:<br /> Ist doch morgen auch ein Tag,<br /> Da die Wohlfahrt kommen mag.<br /> Gottes Zeit hält ihren Schritt,<br /> Wann die kommt, kommt unsre Bitt<br /> Und die Freude reichlich mit.</p> <p>10.</p> <p>Ach, wie ofte dacht ich doch,<br /> Da mir noch des Trübsals Joch<br /> Auf dem Haupt und Halse saß<br /> Und das Leid mein Herze fraß:<br /> Nun ist keine Hoffnung mehr,<br /> Auch kein Ruhen, bis ich kehr<br /> In das schwarze Totenmeer.</p> <p>11.</p> <p>Aber mein Gott wandt es bald,<br /> Heilt und hielt mich dergestalt,<br /> Daß ich, was sein Arm getan,<br /> Nimmermehr gnug preisen kann;<br /> Da ich weder hie noch da<br /> Einen Weg zur Rettung sah,<br /> Hatt ich seine Hilfe nah.</p> <p>12.</p> <p>Als ich furchtsam und verzagt<br /> Mich selbst und mein Herze plagt,<br /> Als ich manche liebe Nacht<br /> Mich mit Wachen krank gemacht,<br /> Als mir aller Mut entfiel:<br /> Tratst du, mein Gott, selbst ins Spiel,<br /> Gabst dem Unfall Maß und Ziel.</p> <p>13.</p> <p>Nun, so lang ich in der Welt<br /> Haben werde Haus und Zelt,<br /> Soll mir dieser Wunderschein<br /> Stets vor meinen Augen sein.<br /> Ich will all mein Leben lang<br /> Meinem Gott mit Lobgesang<br /> Hiefür bringen Lob und Dank.</p> <p>14.</p> <p>Allen Jammer, allen Schmerz,<br /> Den des ewgen Vaters Herz<br /> Mir schon jetzo zugezählt<br /> Oder künftig auserwählt,<br /> Will ich hier in diesem Lauf<br /> Meines Lebens allzuhauf<br /> Frisch und freudig nehmen auf.</p> <p>15.</p> <p>Ich will gehn in Angst und Not,<br /> Ich will gehn bis in den Tod,<br /> Ich will gehn ins Grab hinein<br /> Und doch allzeit fröhlich sein.<br /> Wem der Stärkste bei will stehn,<br /> Wen der Höchste will erhöhn,<br /> Kann nicht ganz zugrunde gehn.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/paul-gerhardt" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Paul Gerhardt</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1666</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/paul-gerhardt/auf-den-nebel-folgt-die-sonne" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Auf den Nebel folgt die Sonne" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 10 Mar 2019 22:10:02 +0000 mrbot 11799 at https://www.textarchiv.com Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab https://www.textarchiv.com/paul-gerhardt/also-hat-gott-die-welt-geliebt-dass-er-seinen-eingebornen-sohn-gab <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>Also hat Gott die Welt geliebt –<br /> Das merke, wer es höret –<br /> Die Welt, die Gott so hoch betrübt,<br /> Hat Gott so hoch geehret,<br /> Daß er den eingebornen Sohn,<br /> Den eingen Schatz, die einge Kron,<br /> Das einge Herz und Leben<br /> Mit Willen hingegeben.</p> <p>2.</p> <p>Ach wie muß doch ein einges Kind<br /> Bei uns hier auf der Erden,<br /> Da man doch nichts als Bosheit findt,<br /> So hoch geschonet werden;<br /> Wie hitzt, wie brennt der Vatersinn,<br /> Wie gibt und schenkt er alles hin,<br /> Eh als er an das Schenken<br /> Des Eingen nur will denken!</p> <p>3.</p> <p>Gott aber schenkt, aus freiem Mut<br /> Und mildem treuem Herzen,<br /> Sein einges Kind, sein schönstes Gut<br /> In mehr als tausend Schmerzen;<br /> Er gibt ihn in den Tod hinein,<br /> Ja in die Höll und ewge Pein,<br /> Zu unerhörtem Leide<br /> Stößt Gott sein einge Freude!</p> <p>4.</p> <p>Warum doch das? Daß du, o Welt,<br /> Frei wieder möchtest stehen<br /> Und durch ein teures Lösegeld<br /> Aus deinem Kerker gehen;<br /> Denn du weißt wohl, du schnöde Braut,<br /> Wie, da dich Gott ihm anvertraut,<br /> Du, wider deinen Orden,<br /> Ihm allzu untreu worden.</p> <p>5.</p> <p>Darüber hat dich Sünd und Tod<br /> Und Satanas Gesellen<br /> Zu bittrer Angst und harter Not<br /> Beschlossen in der Höllen.<br /> Und ist hier gar kein andrer Rat<br /> Als der, den Gott gegeben hat;<br /> Wer den hat, wird dem Haufen<br /> Der höllschen Feind entlaufen.</p> <p>6.</p> <p>Gott hat uns seinen Sohn verehrt,<br /> Daß aller Menschen Wesen,<br /> So mit dem ewgen Fluch beschwert,<br /> Durch diesen soll genesen.<br /> Wen die Verdammnis hat umschränkt,<br /> Der soll durch den, den Gott geschenkt,<br /> Erlösung, Trost und Gaben<br /> Des ewgen Lebens haben.</p> <p>7.</p> <p>Ach mein Gott, mein Lebens Grund,<br /> Wo soll ich Worte finden?<br /> Mit was für Lobe soll mein Mund<br /> Dein treues Herz ergründen?<br /> Wie ist dir immermehr geschehn?<br /> Was hast du an der Welt ersehn,<br /> Daß, die so hoch dich höhnet,<br /> Du so gar hoch gekrönet?</p> <p>8.</p> <p>Warum behieltst du nicht dein Recht<br /> Und ließest ewig pressen<br /> Diejenge, die dein Recht geschwächt<br /> Und freventlich vergessen?<br /> Was hattest du an der für Lust,<br /> Von welcher dir doch war bewußt,<br /> Daß sie für dein Verschonen<br /> Dir schändlich würde lohnen?</p> <p>9.</p> <p>Das Herz im Leibe weinet mir<br /> Vor großem Leid und Grämen,<br /> Wenn ich bedenke, wie wir dir<br /> So gar schlecht uns bequemen.<br /> Die meisten wollen deiner nicht,<br /> Und was du ihnen zugericht<br /> Durch deines Sohnes Büßen,<br /> Das treten sie mit Füßen.</p> <p>10.</p> <p>Du, frommer Vater, meinst es gut<br /> Mit allen Menschenkindern,<br /> Du ordnest deines Sohnes Blut<br /> Und reichst es allen Sündern,<br /> Willst, daß sie mit der Glaubenshand<br /> Das, was du ihnen zugewandt,<br /> Sich völlig zu erquicken,<br /> Fest in ihr Herze drücken.</p> <p>11.</p> <p>Sieh aber, ist nicht immerfort<br /> Dir alle Welt zuwider?<br /> Du bauest hier, du bauest dort,<br /> Die Welt schlägt alles nieder.<br /> Darum erlangt sie auch kein Heil,<br /> Sie bleibt im Tod und hat kein Teil<br /> Am Reiche, da die Frommen,<br /> Die Gott gefolgt, hinkommen.</p> <p>12.</p> <p>An dir, o Gott, ist keine Schuld,<br /> Du, du hast nichts verschlafen:<br /> Der Feind und Hasser deiner Huld<br /> Ist Ursach deiner Strafen,<br /> Weil er den Sohn, der ihm so klar<br /> Und nah ans Herz gestellet war,<br /> Auch einzig helfen sollte,<br /> Durchaus nicht haben wollte.</p> <p>13.</p> <p>So fahre hin, du tolle Schar!<br /> Ich bleibe bei dem Sohne.<br /> Dem geb ich mich, des bin ich gar,<br /> Und er ist meine Krone.<br /> Hab ich den Sohn, so hab ich gnug,<br /> Sein Kreuz und Leiden ist mein Schmuck,<br /> Sein Angst ist meine Freude,<br /> Sein Sterben meine Weide.</p> <p>14.</p> <p>Ich freue mich, so oft und viel<br /> Ich dieses Sohns gedenke.<br /> Dies ist mein Lied und Saitenspiel,<br /> Wann ich mich heimlich kränke,<br /> Wann meine Sünd und Missetat<br /> Will größer sein als Gottes Gnad,<br /> Und wann mir meinen Glauben<br /> Mein eigen Herz will rauben.</p> <p>15.</p> <p>Ei, sprech ich, war mein Gott geneigt,<br /> Da wir noch Feinde waren,<br /> So wird er ja, der kein Recht beugt,<br /> Nicht feindlich mit mir fahren<br /> Anitzo, da ich ihm versühnt,<br /> Da, was ich Böses je verdient,<br /> Sein Sohn, der nichts verschuldet,<br /> So wohl für mich erduldet.</p> <p>16.</p> <p>Fehlts hier und dar? Ei unverzagt!<br /> Laß Sorg und Kummer schwinden!<br /> Der mir das Größte nicht versagt,<br /> Wird Rat zum Kleinern finden.<br /> Hat Gott mir seinen Sohn geschenkt<br /> Und für mich in den Tod gesenkt:<br /> Wie sollt er, laßt uns denken,<br /> Nicht alles mit ihm schenken!</p> <p>17.</p> <p>Ich bins gewiß und sterbe drauf:<br /> Nach meines Gottes Willen<br /> Mein Kreuz und ganzer Lebenslauf<br /> Wird sich noch fröhlich stillen.<br /> Hier hab ich Gott und Gottes Sohn,<br /> Und dort bei Gottes Stuhl und Thron:<br /> Da wird fürwahr mein Leben<br /> In ewgen Freuden schweben.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/paul-gerhardt" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Paul Gerhardt</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1666</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/paul-gerhardt/also-hat-gott-die-welt-geliebt-dass-er-seinen-eingebornen-sohn-gab" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 02 Mar 2019 22:10:05 +0000 mrbot 11749 at https://www.textarchiv.com Ach treuer Gott, barmherzigs Herz https://www.textarchiv.com/paul-gerhardt/ach-treuer-gott-barmherzigs-herz <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>Ach treuer Gott, barmherzigs Herz,<br /> Des Güte sich nicht endet,<br /> Ich weiß, daß mir dies Kreuz und Schmerz<br /> Dein Vaterhand zusendet.<br /> Ja, Herr, ich weiß, daß diese Last<br /> Du mir aus Lieb erteilet hast<br /> Und gar aus keinem Hasse.</p> <p>2.</p> <p>Denn das ist allzeit dein Gebrauch:<br /> Wer Kind ist, muß was leiden;<br /> Und wen du liebst, den stäupst du auch,<br /> Schickst Trauern vor den Freuden,<br /> Führst uns zur Höllen, tust uns weh<br /> Und führst uns wieder in die Höh,<br /> Und so geht eins ums ander.</p> <p>3.</p> <p>Du führst ja wohl recht wunderlich<br /> Die, so dein Herz ergötzen:<br /> Was leben soll, muß erstlich sich<br /> Ins Todes Höhle setzen;<br /> Was steigen soll zur Ehr empor,<br /> Liegt auf der Erd und muß sich vor<br /> Im Kot und Staube wälzen.</p> <p>4.</p> <p>Das hat, Herr, dein geliebter Sohn<br /> Selbst wohl erfahrn auf Erden;<br /> Denn eh er kam zum Ehrenthron,<br /> Mußt er gekreuzigt werden.<br /> Er ging durch Trübsal, Angst und Not,<br /> Ja durch den herben bittern Tod<br /> Drang er zur Himmelsfreude.</p> <p>5.</p> <p>Hat nun dein Sohn, der fromm und recht,<br /> So willig sich ergeben,<br /> Was will ich armer Sündenknecht<br /> Dir viel zuwider streben?<br /> Er ist der Spiegel der Geduld,<br /> Und wer sich sehnt nach seiner Huld,<br /> Der muß ihm endlich werden.</p> <p>6.</p> <p>Ach, liebster Vater, wie so schwer<br /> Ists der Vernunft, zu glauben,<br /> Daß du demselben, den du sehr<br /> Schlägst, solltest günstig bleiben!<br /> Wie macht doch Kreuz so lange Zeit!<br /> Wie schwerlich will sich Lieb und Leid<br /> Zusammen lassen reimen!</p> <p>7.</p> <p>Was ich nicht kann, das gib du mir,<br /> O höchstes Gut der Frommen!<br /> Gib, daß mir nicht des Glaubens Zier<br /> Durch Trübsal werd entnommen!<br /> Erhalte mich, o starker Hort!<br /> Befestge mich in deinem Wort,<br /> Behüte mich vor Murren!</p> <p>8.</p> <p>Bin ich ja schwach, laß deine Treu<br /> Mir an die Seite treten,<br /> Hilf, daß ich unverdrossen sei<br /> Zum Rufen, Seufzen, Beten!<br /> So lang ein Herze hofft und gläubt<br /> Und im Gebet beständig bleibt,<br /> So lang ists unbezwungen.</p> <p>9.</p> <p>Greif mich auch nicht zu heftig an,<br /> Damit ich nicht vergehe!<br /> Du weißt wohl, was ich tragen kann,<br /> Wies um mein Leben stehe;<br /> Ich bin ja weder Stahl noch Stein:<br /> Wie balde geht ein Wind herein,<br /> So fall ich hin und sterbe.</p> <p>10.</p> <p>Ach Jesu, der du worden bist<br /> Mein Heil mit deinem Blute,<br /> Du weißt gar wohl, was Kreuze ist<br /> Und wie dem sei zu Mute,<br /> Den Kreuz und großes Unglück plagt;<br /> Drum wirst du, was mein Herze klagt,<br /> Gar gern zu Herzen fassen.</p> <p>11.</p> <p>Ich weiß, du wirst in deinem Sinn<br /> Mit mir Mitleiden haben<br /> Und mich, wie ichs jetzt dürftig bin,<br /> Mit Gnad und Hilfe laben.<br /> Ach stärke meine schwache Hand,<br /> Ach heil und bring in bessern Stand<br /> Das Straucheln meiner Füße!</p> <p>12.</p> <p>Sprich meiner Seel ein Herze zu<br /> Und tröste mich aufs beste,<br /> Denn du bist ja der Müden Ruh,<br /> Der Schwachen Turm und Feste,<br /> Ein Schatten für der Sonnen Hitz,<br /> Ein Hütte, da ich sicher sitz<br /> In Sturm und Ungewitter.</p> <p>13.</p> <p>Und weil ich ja nach deinem Rat<br /> Hie soll ein wenig leiden,<br /> So laß mich auch in deiner Gnad<br /> Als wie ein Schäflein weiden,<br /> Daß ich im Glauben die Geduld<br /> Und durch Geduld die edle Huld<br /> Nach schwerer Prob erhalte.</p> <p>14.</p> <p>O heilger Geist, du Freudenöl,<br /> Das Gott vom Himmel schicket,<br /> Erfreue mich, gib meiner Seel<br /> Was Mark und Bein erquicket!<br /> Du bist der Geist der Herrlichkeit,<br /> Weißt, was für Freud und Seligkeit<br /> Mein in dem Himmel warte.</p> <p>15.</p> <p>Ach laß mich schauen, wie so schön<br /> Und lieblich sei das Leben,<br /> Das denen, die durch Trübsal gehn,<br /> Du dermaleinst wirst geben.<br /> Ein Leben, gegen welches hier<br /> Die ganze Welt mit ihrer Zier<br /> Durchaus nicht zu vergleichen.</p> <p>16.</p> <p>Daselbst wirst du in ewger Lust<br /> Aufs süß&#039;ste mit mir handeln:<br /> Mein Kreuz, das dir und mir bewußt,<br /> In Freud und Ehre wandeln;<br /> Da wird mein Weinen lauter Wein,<br /> Mein Ächzen lauter Jauchzen sein!<br /> Das glaub ich. Hilf mir! Amen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/paul-gerhardt" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Paul Gerhardt</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1666</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/paul-gerhardt/ach-treuer-gott-barmherzigs-herz" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Ach treuer Gott, barmherzigs Herz" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 01 Mar 2019 22:10:04 +0000 mrbot 11750 at https://www.textarchiv.com Was trauerst du, mein Angesicht https://www.textarchiv.com/paul-gerhardt/was-trauerst-du-mein-angesicht <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>Was trauerst du, mein Angesicht,<br /> Wann du den Tod hörst nennen?<br /> Sei ohne Furcht: er schadt dir nicht,<br /> Lern ihn nur recht erkennen.<br /> Kennst du den Tod,<br /> So hats nicht Not,<br /> All Angst wird sich zertrennen.</p> <p>2.</p> <p>Vors erste, zeuch die Larven ab<br /> Der alten roten Schlangen;<br /> Sieh an, daß sie kein Gift mehr hab,<br /> Es ist ihr abgefangen<br /> Durch Jesum Christ,<br /> Der vor uns ist<br /> Ins Grab und Tod gegangen.</p> <p>3.</p> <p>Ja Herr, du tratst ihm an das Herz,<br /> Brachst seines Stachels Spitzen;<br /> Nunmehr ist er ein lauter Scherz<br /> Und kann uns gar nicht ritzen;<br /> Dein edles Blut<br /> Dämpft seine Glut,<br /> Dein Flammen zwingt sein Hitzen.</p> <p>4.</p> <p>Die Sünde war des Todes Kraft,<br /> Die uns zum Sterben triebe,<br /> Nun ist die Sünd all abgeschafft<br /> Durch Christi Treu und Liebe;<br /> Ihr Ernst und Macht<br /> Ist matt gemacht;<br /> Trotz, daß sie uns betrübe.</p> <p>5.</p> <p>Die Sünd ist tot, Gott ist versöhnt,<br /> Durch seines Sohnes Dulden,<br /> Der Grimm ist hin, den wir verdient<br /> Mit unsers Lebens Schulden;<br /> Der vor war Feind,<br /> Ist nunmehr Freund<br /> Voll süßer Gnad und Hulden.</p> <p>6.</p> <p>Bist du denn Freund, so kannst du mich,<br /> Mein Gott, ja nicht umbringen;<br /> Dein Vaterherze lässet sich<br /> Zum Mord und Tod nicht dringen.<br /> Wer sich befindt<br /> Dein Erb und Kind,<br /> Ist frei von bösen Dingen.</p> <p>7.</p> <p>Das aber, Vater, tust du wohl,<br /> Wann uns die Trübsal kränket,<br /> Wann wir des Lebens satt und voll<br /> Des Jammers, der uns tränket,<br /> Daß dann dein Hand<br /> Ans Vaterland<br /> Uns aus den Fluten lenket.</p> <p>8.</p> <p>Wann sich das starke Wetter regt,<br /> Davon die Höhen fallen,<br /> Wann deines Zornes Donner schlägt,<br /> Daß Berg und Tal erschallen:<br /> So trittst du zu<br /> Und bringst zur Ruh<br /> Uns, die dir wohlgefallen.</p> <p>9.</p> <p>Wann unsre Feinde um uns her<br /> Uns bringen in die Mitten,<br /> Wann Ottern, Löwen, Wölf und Bär<br /> Ihr Gift auf uns ausschütten:<br /> Nimmst du dein Schaf,<br /> Bringt&#039;s in den Schlaf<br /> Bei dir in deiner Hütten.</p> <p>10.</p> <p>Wann diese Welt gibt bösen Lohn<br /> Dem, der dich treulich ehret,<br /> So sprichst du: Komm zu mir, mein Sohn,<br /> Hier hab ich, was dich nähret:<br /> Lust, Ehr und Freud,<br /> Die keine Zeit<br /> In Ewigkeit verzehret.</p> <p>11.</p> <p>Alsbald schließt uns der Engel Schar<br /> Mit Freud in ihrem Bogen<br /> Und nehmen unsrer Seele wahr,<br /> Die, wann sie ausgeflogen,<br /> In ihre Hut<br /> Mit stillem Mut<br /> Zu Gott kommt angezogen.</p> <p>12.</p> <p>Der Herr empfänget seine Braut<br /> Und spricht: Sei mir willkommen!<br /> Du bists, die ich mir anvertraut,<br /> Komm, wohne bei den Frommen,<br /> Die ich vor dir<br /> Anher zu mir<br /> Aus jener Welt genommen.</p> <p>13.</p> <p>Du hast behalten Glaub und Treu<br /> Im Herzen, da ich wohne:<br /> So geb und leg ich dir nun bei<br /> Die schöne Freudenkrone.<br /> Ich bin dein Heil,<br /> Dein Erb und Teil,<br /> Tritt her zu meinem Throne.</p> <p>14.</p> <p>Hier trockn ich deiner Augen Flut,<br /> Hier still ich deine Tränen,<br /> Hier setzt sich in dem höchsten Gut<br /> Dein Seufzen, Klag und Sehnen;<br /> Dein Jammermeer<br /> Wird niemand mehr,<br /> Als nur in Freud, erwähnen.</p> <p>15.</p> <p>Hier kleid ich meiner Christen Zahl<br /> Mit reiner weißer Seide;<br /> Hier springen sie im Himmelssaal,<br /> Und ist nicht, der sie neide;<br /> Hier ist kein Tod,<br /> Kein Kreuz und Not,<br /> Das gute Freunde scheide.</p> <p>16.</p> <p>Ach, Gott mein Herr, was will ich doch<br /> Mich vor dem Tode scheuen?<br /> Er ists ja, der mich von dem Joch<br /> Des Elends will befreien:<br /> Er nimmt mich aus<br /> Dem Marterhaus,<br /> Das kann mich nicht gereuen.</p> <p>17.</p> <p>Der Tod, der ist mein Rotes Meer,<br /> Dadurch auf trocknem Sande<br /> Dein Israel, das fromme Heer,<br /> Geht zum Gelobten Lande,<br /> Da Milch und Wein<br /> Stets fleußt herein<br /> Wie Ström in ihrem Rande.</p> <p>18.</p> <p>Er ist das güldne Himmelstor<br /> Und des Eliä Wagen,<br /> Darauf mich Gott zum Engelchor<br /> Gar bald wird lassen tragen,<br /> Wann er, der Letzt<br /> Und Erste, setzt<br /> Ein End an meinen Tagen.</p> <p>19.</p> <p>O süße Lust, o edle Ruh,<br /> O frommer Seelen Freude,<br /> Komm, schleuß mir meine Augen zu,<br /> Daß ich mit Fried abscheide<br /> Hin, da mein Hirt<br /> Mich leiten wird<br /> Zur immergrünen Weide.</p> <p>20.</p> <p>Daselbst wird er mit vollem Maß,<br /> Was hier gefehlt, einbringen;<br /> Dafür wird ihm ohn Unterlaß<br /> Sein Halleluja klingen,<br /> Das will auch ich<br /> Ihm williglich<br /> Eins nach dem andern singen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/paul-gerhardt" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Paul Gerhardt</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1666</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/paul-gerhardt/was-trauerst-du-mein-angesicht" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Was trauerst du, mein Angesicht" class="rdf-meta element-hidden"></span> Fri, 12 Oct 2018 22:10:02 +0000 mrbot 9973 at https://www.textarchiv.com An die Brust (Salve, salus mea, Deus) https://www.textarchiv.com/paul-gerhardt/an-die-brust-salve-salus-mea-deus <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>Gegrüßet seist du, Gott mein Heil,<br /> Mein Auge, Lieb und schönstes Teil,<br /> Gegrüßet seist du, werte Brust,<br /> Du Gottessohn, du Menschenlust,<br /> Du Träger aller Bürd und Last,<br /> Du aller Müden Ruh und Rast.</p> <p>2.</p> <p>Mein Jesu, neige dich zu mir<br /> Mit deiner Brust, damit von dir<br /> Mein Herz in deiner Lieb entbrenn<br /> Und von der ganzen Welt sich trenn.<br /> Halt Herz und Brust in Andacht reich<br /> Und mich ganz deinem Willen gleich.</p> <p>3.</p> <p>Mach, Herr, durch deines Herzens Quell<br /> Mein Herz von Unflat rein und hell!<br /> Der du bist Gottes Glanz und Bild<br /> Und aller Armen Trost und Schild,<br /> Teil aus den Schätzen deiner Gnad<br /> Auch mir mit Gnade, Rat und Tat.</p> <p>4.</p> <p>O süße Brust, tu mir die Gunst<br /> Und fülle mich mit deiner Brunst!<br /> Du bist der Weisheit tiefer Grund,<br /> Dich lobt und singt der Engel Mund,<br /> Aus dir entspringt die edle Frucht,<br /> Die dein Johannes bei dir sucht.</p> <p>5.</p> <p>In dir wohnt alle Gottesfüll,<br /> Hast alles, was ich wünsch und will,<br /> Du bist das rechte Gotteshaus,<br /> Drum, wann zur Welt ich muß hinaus,<br /> So schließ mich treulich in dir ein<br /> Und laß mich ewig bei dir sein.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/paul-gerhardt" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Paul Gerhardt</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1666</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/paul-gerhardt/an-die-brust-salve-salus-mea-deus" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="An die Brust (Salve, salus mea, Deus)" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 19 Aug 2018 22:10:02 +0000 mrbot 10637 at https://www.textarchiv.com An das Herz (Summi regis cor aveto) https://www.textarchiv.com/paul-gerhardt/an-das-herz-summi-regis-cor-aveto <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>O Herz des Königs aller Welt,<br /> Des Herrschers in dem Himmelszelt,<br /> Dich grüßt mein Herz in Freuden.<br /> Mein Herze, wie dir wohl bewußt,<br /> Hat seine größt und höchste Lust<br /> An dir und deinem Leiden.<br /> Ach, wie bezwang und drang dich doch<br /> Dein edle Lieb, ins bittre Joch<br /> Der Schmerzen dich zu geben,<br /> Da du dich neigtest in den Tod,<br /> Zu retten aus der Todesnot<br /> Mich und mein armes Leben.</p> <p>2.</p> <p>O Tod, du fremder Erdengast,<br /> Wie warst du so ein herbe Last<br /> Dem allersüß&#039;sten Herzen!<br /> Dich hat ein Weib der Welt gebracht,<br /> Und machst dem, der die Welt gemacht,<br /> So unerhörte Schmerzen!<br /> Du meines Herzens Herz und Sinn,<br /> Du brichst und fällst und stirbst dahin,<br /> Wollst mir ein Wort gewähren:<br /> Ergreif mein Herz und schleuß es ein<br /> In dir und deiner Liebe Schrein.<br /> Mehr will ich nicht begehren.</p> <p>3.</p> <p>Mein Herz ist kalt, hart und betört<br /> Von allem, was zur Welt gehört,<br /> Fragt nur nach eitlen Sachen,<br /> Drum, herzes Herze, bitt ich dich,<br /> Du wollest dies mein Herz und mich<br /> Warm, weich und sauber machen.<br /> Laß deine Flamm und starke Glut<br /> Durch all mein Herze, Geist und Mut<br /> Mit allen Kräften dringen;<br /> Laß deine Lieb und Freundlichkeit<br /> Zur Gegenlieb und Dankbarkeit<br /> Mich armen Sünder bringen.</p> <p>4.</p> <p>Erweitre dich, mach alles voll!<br /> Sei meine Ros und riech mir wohl,<br /> Bring Herz und Herz zusammen,<br /> Entzünde mich durch dich und laß<br /> Mein Herz ohn End und alle Maß<br /> In deiner Liebe flammen!<br /> Wer dieses hat, wie wohl ist dem;<br /> In dir beruhn ist angenehm,<br /> Ach, niemand kanns gnug sagen.<br /> Wer dich recht liebt, ergibt sich frei,<br /> In deiner Lieb und süßen Treu<br /> Auch wohl den Tod zu tragen.</p> <p>5.</p> <p>Ich ruf aus aller Herzensmacht<br /> Dich, Herz, in dem mein Herz erwacht,<br /> Ach laß dich doch errufen!<br /> Komm, beug und neige dich zu mir<br /> An meines Herzens arme Tür<br /> Und zeuch mich auf die Stufen<br /> Der Andacht und der Freudigkeit,<br /> Gib, daß mein Herz in Lieb und Leid<br /> Dein eigen sei und bleibe,<br /> Daß dir es dien an allem Ort<br /> Und dir zu Ehren immerfort<br /> All seine Zeit vertreibe.</p> <p>6.</p> <p>O Herzensros&#039;, o schönste Blum!<br /> Ach, wie so köstlich ist dein Ruhm,<br /> Du bist nicht auszupreisen.<br /> Eröffne dich, laß deinen Saft<br /> Und des Geruchs erhöhte Kraft<br /> Mein Herz und Seele speisen!<br /> Dein Herz, Herr Jesu, ist verwundt,<br /> Ach tritt zu mir in meinen Bund<br /> Und gib mir deinen Orden!<br /> Verwund auch mich, o süßes Heil,<br /> Und triff mein Herz mit deinem Pfeil,<br /> Wie du verwundet worden.</p> <p>7.</p> <p>Nimm mein Herz, o mein höchstes Gut,<br /> Und leg es hin, wo dein Herz ruht,<br /> Da ists wohl aufgehoben.<br /> Da gehts mit dir gleich als zum Tanz,<br /> Da lobt es deines Hauses Glanz<br /> Und kanns doch nicht gnug loben.<br /> Hier setzt sichs, hier gefällts ihm wohl,<br /> Hier freut sichs, daß es bleiben soll.<br /> Erfüll, Herr, meinen Willen!<br /> Und weil mein Herz dein Herze liebt,<br /> So laß auch, wie dein Recht es gibt,<br /> Dein Herz mein Herze stillen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/paul-gerhardt" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Paul Gerhardt</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1666</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/paul-gerhardt/an-das-herz-summi-regis-cor-aveto" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="An das Herz (Summi regis cor aveto)" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sat, 18 Aug 2018 22:10:02 +0000 mrbot 10636 at https://www.textarchiv.com An das Angesicht (Salve caput cruentatum) https://www.textarchiv.com/paul-gerhardt/an-das-angesicht-salve-caput-cruentatum <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>O Haupt voll Blut und Wunden,<br /> Voll Schmerz und voller Hohn,<br /> O Haupt, zu Spott gebunden<br /> Mit einer Dornenkron!<br /> O Haupt, sonst schön gezieret<br /> Mit höchster Ehr und Zier,<br /> Jetzt aber hoch schimpfieret,<br /> Gegrüßet seist du mir!</p> <p>2.</p> <p>Du edles Angesichte,<br /> Davor sonst schrickt und scheut<br /> Das große Weltgewichte,<br /> Wie bist du so bespeit,<br /> Wie bist du so erbleichet,<br /> Wer hat dein Augenlicht,<br /> Dem sonst kein Licht nicht gleichet,<br /> So schändlich zugericht?</p> <p>3.</p> <p>Die Farbe deiner Wangen,<br /> Der roten Lippen Pracht<br /> Ist hin und ganz vergangen,<br /> Des blassen Todes Macht<br /> Hat alles hingenommen,<br /> Hat alles hingerafft,<br /> Und daher bist du kommen<br /> Von deines Leibes Kraft.</p> <p>4.</p> <p>Nun, was du, Herr, erduldet,<br /> Ist alles meine Last,<br /> Ich hab es selbst verschuldet,<br /> Was du getragen hast!<br /> Schau her, hier steh ich Armer,<br /> Der Zorn verdienet hat,<br /> Gib mir, o mein Erbarmer,<br /> Den Anblick deiner Gnad.</p> <p>5.</p> <p>Erkenne mich, mein Hüter;<br /> Mein Hirte, nimm mich an!<br /> Von dir, Quell aller Güter,<br /> Ist mir viel Guts getan.<br /> Dein Mund hat mich gelabet<br /> Mit Milch und süßer Kost;<br /> Dein Geist hat mich begabet<br /> Mit mancher Himmelslust.</p> <p>6.</p> <p>Ich will hier bei dir stehen,<br /> Verachte mich doch nicht!<br /> Von dir will ich nicht gehen,<br /> Wann dir dein Herze bricht.<br /> Wann dein Haupt wird erblassen<br /> Im letzten Todesstoß,<br /> Alsdann will ich dich fassen<br /> In meinen Arm und Schoß.</p> <p>7.</p> <p>Es dient zu meinen Freuden<br /> Und kommt mir herzlich wohl,<br /> Wenn ich in deinem Leiden,<br /> Mein Heil, mich finden soll.<br /> Ach, möcht ich, o mein Leben,<br /> An deinem Kreuze hier<br /> Mein Leben von mir geben,<br /> Wie wohl geschähe mir!</p> <p>8.</p> <p>Ich danke dir von Herzen,<br /> O Jesu, liebster Freund,<br /> Für deines Todes Schmerzen,<br /> Da du&#039;s so gut gemeint.<br /> Ach gib, daß ich mich halte<br /> Zu dir und deiner Treu<br /> Und, wenn ich nun erkalte,<br /> In dir mein Ende sei.</p> <p>9.</p> <p>Wenn ich einmal soll scheiden,<br /> So scheide nicht von mir;<br /> Wenn ich den Tod soll leiden,<br /> So tritt du dann herfür.<br /> Wenn mir am allerbängsten<br /> Wird um das Herze sein,<br /> So reiß mich aus den Ängsten<br /> Kraft deiner Angst und Pein.</p> <p>10.</p> <p>Erscheine mir zum Schilde,<br /> Zum Trost in meinem Tod<br /> Und laß mich sehn dein Bilde<br /> In deiner Kreuzesnot.<br /> Da will ich nach dir blicken,<br /> Da will ich glaubensvoll<br /> Dich fest an mein Herz drücken.<br /> Wer so stirbt, der stirbt wohl.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/paul-gerhardt" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Paul Gerhardt</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1666</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/paul-gerhardt/an-das-angesicht-salve-caput-cruentatum" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="An das Angesicht (Salve caput cruentatum)" class="rdf-meta element-hidden"></span> Thu, 16 Aug 2018 22:10:02 +0000 mrbot 10635 at https://www.textarchiv.com An die Knie (Salve Jesu, rex sanctorum) https://www.textarchiv.com/paul-gerhardt/an-die-knie-salve-jesu-rex-sanctorum <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>Gegrüßet seist du, meine Kron<br /> Und König aller Frommen,<br /> Der du zum Trost von deinem Thron<br /> Uns armen Sündern kommen!<br /> O wahrer Mensch, o wahrer Gott,<br /> O Helfer, voller Hohn und Spott,<br /> Den du doch nicht verschuldest!<br /> Ach, wie so arm, wie nackt und bloß<br /> Hängst du am Kreuz, wie schwer und groß<br /> Ist dein Schmerz, den du duldest.</p> <p>2.</p> <p>Es fleußet deines Blutes Bach<br /> Mit ganzem vollem Haufen,<br /> Dein Leib ist auch mit Ungemach<br /> Ganz durch und durch belaufen.<br /> O ungeschränkte Majestät,<br /> Wie kommts, daß dirs so kläglich geht?<br /> Das macht dein Huld und Treue.<br /> Wer dankt dir des? Wo ist der Mann,<br /> Der sich, wie du für uns getan,<br /> Für dich zu sterben freue?</p> <p>3.</p> <p>Was soll ich dir doch immermehr,<br /> O Liebster, dafür geben,<br /> Daß dein Herz sich so hoch und sehr<br /> Bemüht hat um mein Leben?<br /> Du rettest mich durch deinen Tod<br /> Von mehr als eines Todes Not<br /> Und machst mich sicher wohnen.<br /> Laß Höll und Teufel böse sein,<br /> Was schad&#039;ts? sie müssen dennoch mein<br /> Und meiner Seele schonen.</p> <p>4.</p> <p>Vor großer Lieb und heilger Lust,<br /> Damit du mich erfüllet,<br /> So wird mein Leid gestillet,<br /> Drück ich dich an mein Herz und Brust,<br /> Das deinen Augen wohlbekannt.</p> <p>Und das ist dir ja keine Schand,<br /> Ein krankes Herz zu laben.<br /> Ach bleib mir hold und gutes Muts,<br /> Bis mich die Ströme deines Bluts<br /> Ganz rein gewaschen haben.</p> <p>5.</p> <p>Sei du mein Schatz und höchste Freud,<br /> Ich will dein Diener bleiben,<br /> Und deines Kreuzes Herzeleid<br /> Will ich in mein Herz schreiben.<br /> Verleihe du nur Kraft und Macht,<br /> Damit, was ich bei mir bedacht,<br /> Ich mög ins Werk auch setzen;<br /> So wirst du, Schönster, meinen Sinn<br /> Und alles, was ich hab und bin,<br /> Ohn Unterlaß ergötzen.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/paul-gerhardt" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Paul Gerhardt</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1666</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/paul-gerhardt/an-die-knie-salve-jesu-rex-sanctorum" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="An die Knie (Salve Jesu, rex sanctorum)" class="rdf-meta element-hidden"></span> Wed, 08 Aug 2018 22:10:02 +0000 mrbot 10640 at https://www.textarchiv.com An die Füße (Salve, mundi salutare) https://www.textarchiv.com/paul-gerhardt/an-die-fuesse-salve-mundi-salutare <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>Sei mir tausendmal gegrüßet,<br /> Der mich je und je geliebt,<br /> Jesu, der du selbst gebüßet<br /> Das, womit ich dich betrübt.<br /> Ach, wie ist mir doch so wohl,<br /> Wenn ich knien und liegen soll<br /> An dem Kreuze, da du stirbest<br /> Und um meine Seele wirbest.</p> <p>2.</p> <p>Ich umfange, herz und küsse<br /> Der gekränkten Wunden Zahl<br /> Und die purpurroten Flüsse,<br /> Deine Füß&#039; und Nägelmal.<br /> O, wer kann doch, schönster Fürst,<br /> Den so hoch nach uns gedürst&#039;t,<br /> Deinen Durst und Liebsverlangen<br /> Völlig fassen und umfangen?</p> <p>3.</p> <p>Heile mich, o Heil der Seelen,<br /> Wo ich krank und traurig bin;<br /> Nimm die Schmerzen, die mich quälen,<br /> Und den ganzen Schaden hin,<br /> Den mir Adams Fall gebracht<br /> Und ich selbsten mir gemacht.<br /> Wird, o Arzt, dein Blut mich netzen,<br /> Wird sich all mein Jammer setzen.</p> <p>4.</p> <p>Schreibe deine blutgen Wunden<br /> Mir, Herr, in das Herz hinein,<br /> Daß sie mögen alle Stunden<br /> Bei mir unvergessen sein.<br /> Du bist doch mein liebstes Gut,<br /> Da mein ganzes Herze ruht.<br /> Laß mich hie zu deinen Füßen<br /> Deiner Lieb und Gunst genießen.</p> <p>5.</p> <p>Diese Füße will ich halten<br /> Auf das best ich immer kann;<br /> Schaue meiner Hände Falten<br /> Und mich selbsten freundlich an<br /> Von dem hohen Kreuzesbaum<br /> Und gib meiner Bitte Raum,<br /> Sprich: Laß all dein Trauern schwinden,<br /> Ich, ich tilg all deine Sünden.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/paul-gerhardt" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Paul Gerhardt</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1666</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/paul-gerhardt/an-die-fuesse-salve-mundi-salutare" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="An die Füße (Salve, mundi salutare)" class="rdf-meta element-hidden"></span> Thu, 12 Jul 2018 22:10:02 +0000 mrbot 10634 at https://www.textarchiv.com 4. An die Seite (Salve Jesu, summe bonus) https://www.textarchiv.com/paul-gerhardt/4-an-die-seite-salve-jesu-summe-bonus <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>1.</p> <p>Ich grüße dich, du frömmster Mann,<br /> Der herzlich gern vergibet,<br /> Wie schmerzlich weh wird dir getan,<br /> Wie wird dein Leib betrübet!<br /> Es grüßet dich mein ganzer Geist,<br /> Du meines Heilands Seite,<br /> Du edler Quell, aus welchem fleußt<br /> Das Blut, das so viel Leute<br /> Von ihren Sünden wäschet.</p> <p>2.</p> <p>Ich mach, Herr Jesu, mich zu dir,<br /> Ach, halt mirs ja zugute,<br /> Und laß mich suchen Trost für mir<br /> In deiner Wunden Blute!<br /> Du werte Wunde, sei gegrüßt,<br /> Du weites Tor der Gnaden,<br /> Daraus sich Blut und Wasser gießt<br /> Und da all unserm Schaden<br /> Kann abgeholfen werden.</p> <p>3.</p> <p>Du räuchst mir süßer als der Wein<br /> Und heilst das Gift der Schlangen,<br /> Du flößest mir das Leben ein<br /> Und stillst des Dursts Verlangen:<br /> Eröffne dich, du liebe Wund,<br /> Und laß mein Herze trinken!<br /> Ists möglich, laß mich gar zu Grund<br /> In dir gehn und versinken,<br /> So werd ich mich recht laben.</p> <p>4.</p> <p>Mein Mund streckt sich mit aller Kraft,<br /> Damit er dich berühre<br /> Und ich den teuren Lebenssaft<br /> In Mark und Beinen spüre.<br /> Ach wie so süße bist du doch,<br /> Herr Jesu, meinem Herzen!<br /> Wer dich recht liebt, dem wird das Joch<br /> Der bittern Todesschmerzen<br /> Gleich als wie lauter Zucker.</p> <p>5.</p> <p>Verbirge mich und schleuß mich ein<br /> In deiner Seiten Höhle!<br /> Hier laß mich still und sicher sein,<br /> Hier wärme meine Seele,<br /> Wann mich der kalte Tod befällt,<br /> Und wann der höllsche Leue<br /> Nach mir und meinem Geiste stellt,<br /> So laß in deiner Treue<br /> Mich dann fein ruhig bleiben.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/paul-gerhardt" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Paul Gerhardt</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1666</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/paul-gerhardt/4-an-die-seite-salve-jesu-summe-bonus" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="4. An die Seite (Salve Jesu, summe bonus)" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 08 Jul 2018 22:10:02 +0000 mrbot 10638 at https://www.textarchiv.com