Textarchiv - Christian Ludwig Neuffer https://www.textarchiv.com/christian-ludwig-neuffer Deutscher Dichter und Theologe. Geboren am 26. Januar 1769 in Stuttgart. Gestorben am 29. Juli 1839 in Ulm. de Mondscheingemählde https://www.textarchiv.com/christian-ludwig-neuffer/mondscheingemaehlde <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Des Abends stille Feier,<br /> Die Ruhe der Natur<br /> Umwebt mit düstrem Schleier,<br /> Die sanftgekühlte Flur.<br /> Des Waldes Wipfel beben<br /> Im letzten Sonnenstrahl,<br /> Und dunkle Schatten schweben<br /> Stets schwärzer in das Thal.</p> <p>Der Schiffer strebt erschrocken<br /> Auf leichtem Kahn daher;<br /> Der Dörfer dumpfe Glocken<br /> Verstummen schon umher.<br /> Aus dichten Büschen schimmert<br /> Des Landmanns fernes Licht;<br /> Das weite Feld verflimmert,<br /> Gleich einem Traumgesicht.</p> <p>In Westen säumt den Aether<br /> Romantischhelle Glut;<br /> Stets feuriger und röther<br /> Entwallt die Strahlenflut.<br /> Jetzt steigt mit Königsmilde<br /> Aus dem umglänzten Thor,<br /> Gleich einem Flammenschilde,<br /> Der volle Mond hervor.</p> <p>Jetzt überschweift beflügelt<br /> Das ganze Thal sein Blick.<br /> Aus tausend Quellen spiegelt<br /> Sein Antlitz sich zurück.<br /> Wie eine Feuersäule<br /> Ruht er dem Strom entlang.<br /> Der Zauber seiner Pfeile<br /> Dringt durch den Pappelngang.</p> <p>Gesträuch und Glanz verschmelzen<br /> Sich dort am Felskristall,<br /> Und klar durchblinkt entwälzen<br /> Die Wellen sich zum Fall.<br /> Beperlte Tropfen stäuben<br /> Vom lauten Mühlenrad.<br /> Der Burg bejahrte Scheiben<br /> Schmückt helles Inkarnat.</p> <p>Ein Silberflor durchwebet<br /> Den ernsten Eichenhain;<br /> Auf seinem Haupte schwebet<br /> Der holde Dämmerschein.<br /> Des Flusses Weiden flimmern<br /> Im lichten Nebelduft,<br /> Und helle Funken schimmern<br /> In der durchglühten Luft.</p> <p>O Cidli! welche Fülle!<br /> Wie ahndend und wie hehr!<br /> Und welche Sabbathstille<br /> Auf diesem Schönheitsmeer!<br /> Wie sanft die Nachtluft fächelt!<br /> Wie froh mein Herz sich schwellt!<br /> Denn deinem Blick entlächelt<br /> Noch schöner mir die Welt!</p> <p>Von treuem Arm unschlungen,<br /> Durchwandern wir jetzt stumm,<br /> Und in uns selbst gedrungen<br /> Dieß lichte Heiligthum;<br /> Wie in Elysens Gängen,<br /> Auf mildbeglänzten Höh’n<br /> Bey heiligen Gesängen<br /> Die frommen Manen gehn.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/christian-ludwig-neuffer" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Christian Ludwig Neuffer</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1796</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/christian-ludwig-neuffer/mondscheingemaehlde" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Mondscheingemählde" class="rdf-meta element-hidden"></span> Thu, 01 Jan 2015 13:13:49 +0000 akessler 656 at https://www.textarchiv.com