Textarchiv - Karl Ludwig von Woltmann https://www.textarchiv.com/karl-ludwig-von-woltmann Deutscher Publizist und Schriftsteller. Geboren am 9. Februar 1770 in Oldenburg. Gestorben am 19. Juni 1817 in Prag. de Die Verheissung https://www.textarchiv.com/karl-ludwig-von-woltmann/die-verheissung <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Dich fand ich oft, wenn längst die Abendröthe<br /> Im Hain entschlief,<br /> Und dich der sanfte Klang von meiner Flöte<br /> Mit Sehnsucht rief.</p> <p>Hier stand ich, wenn ich dein Gewand erspähte,<br /> Im Göttertraum;<br /> Dort kamst du her! dein weißer Schleier wehte<br /> Um jenen Baum,</p> <p>Wie in des Frühlings Hauch die Kirschenblüthe<br /> Durch Gärten spielt,<br /> So kamst du her! wie meine Wange glühte,<br /> Hast du gefühlt.</p> <p>Und wenn das Morgenroth in grauer Ferne<br /> Zu früh erschien,<br /> Dann sprachst du: »sieh das bleiche Licht der Sterne!<br /> O laß mich fliehn.</p> <p>Sieh’! Auferstehung! wenn bei jenen Steinen<br /> Das hohe Gras<br /> Mein Grab umweht, dann will ich dir erscheinen,<br /> Wie Lilien blaß.</p> <p>In deinem Kämmerlein, am Blumenraine<br /> Erblickst du mich;<br /> In jedem Duft, in diesem Lieblingshaine<br /> Umschweb’ ich dich.</p> <p>Bei diesen Bäumen wirst du Lieder hören!<br /> Mein Schatten bringt<br /> Sie dir aus Eden, wo mit Engelchören<br /> Er Lieder singt.«</p> <p>Dort blüht dein Grab, dort glänzt die Marmorsäule<br /> Im Mondenschein;<br /> O komme nun Geliebte! sieh’ ich weile<br /> Am Grab’ allein.</p> <p>Ich fühle dich im Duft, im Blüthenregen,<br /> Im kleinsten Laut,<br /> Und dieses Herz, es klopft mit starken Schlägen<br /> Dir angetraut.</p> <p>Wenn ich dereinst mit Engeln Lieder singe,<br /> Den höchsten Ton<br /> Im Lied auf Gott, der Bilder schönstes bringe<br /> Ich dir zum Lohn;</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/karl-ludwig-von-woltmann" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Karl Ludwig von Woltmann</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1796</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/karl-ludwig-von-woltmann/die-verheissung" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Die Verheissung" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 06 Jan 2015 10:43:13 +0000 admin 690 at https://www.textarchiv.com Die Rache der Elfen https://www.textarchiv.com/karl-ludwig-von-woltmann/die-rache-der-elfen <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Die Furcht durchflüstert alle Blätter,<br /> Und jedes Lied verstummt im Hain,<br /> Schon flammt im schwarzen Donnerwetter<br /> Entfernt der Blitze falber Schein.<br /> Der Schäfer zeigt die grüne Höle,<br /> Um welche sich der Epheu rankt,<br /> Der Hirtin, die mit banger Seele<br /> An seinem Arm’ im Haine wankt.</p> <p>Allein mit dem geliebten Hirten<br /> Auf einer Höle Rasensitz,<br /> Wo Liebesgötter sie bewirthen,<br /> Vergißt die Bängste selbst den Blitz.<br /> Wenn Flammen auch die Höl’ umschlangen,<br /> Die Hirtin bebte nicht zurück;<br /> Er küßt die Furcht ihr von den Wangen,<br /> Den Schrecken aus dem süßen Blick.</p> <p>Ein frisches Duftgesäusel wallet<br /> Im Haine bei der Sterne Licht,<br /> Und Philomelens Nachtlied hallet;<br /> Die Hirtin ach! vernimmt es nicht.<br /> Man sieht erzürnt die Elfen wallen,<br /> Daß Lust der Keuschheit Blume bricht,<br /> Man hört im Haine Klagen hallen;<br /> Die Hirtin ach! vernimmt sie nicht.</p> <p>Doch endlich ward im Mondesschimmer<br /> Sie an des Schäfers Arm gesehn:<br /> Es tönt der Elfen Grabgewimmer,<br /> Wo sie berauscht im Thale gehn.<br /> Ihr Purpurgürtel weht im Winde,<br /> Ihr Auge schwimmt im feuchten Glanz;<br /> Sie seufzt, »o! süßer Hirt, wo finde<br /> Ich nun der Unschuld Lilienkranz?«</p> <p>Bei Kronen, welche Leichen schmücken,<br /> So wimmert es im Nebelthal;<br /> Sie geht erblaßt mit scheuen Blicken<br /> Den Berg hinan im Mondesstral.<br /> Da rauscht herab von Felsenklippen<br /> Im kalten Wind der Elfen Schwarm;<br /> Die Hirtin sinkt mit blassen Lippen<br /> Erstarrt in ihres Schäfers Arm.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/karl-ludwig-von-woltmann" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Karl Ludwig von Woltmann</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1796</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/karl-ludwig-von-woltmann/die-rache-der-elfen" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Die Rache der Elfen" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 06 Jan 2015 10:40:27 +0000 admin 689 at https://www.textarchiv.com Die Treue https://www.textarchiv.com/karl-ludwig-von-woltmann/die-treue <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wie jedes Jahr der Schwalben Reise<br /> Zu meinem Fenster mich erfreut!<br /> Sie führen in der Monden Kreise<br /> Zurück die holde Blüthenzeit;<br /> Der Minne süßes Spiel erneuert<br /> Sich froh im wohlbekannten Nest,<br /> Vom jungen Lenz ermuntert, feiert<br /> Die Treue hier ihr Freudenfest.</p> <p>Und wenn des Winters erste Flocken<br /> Dem gelblichrothen Laube nach<br /> Im Haine fallen, o! dann locken<br /> Die Schwalben alle sich aufs Dach.<br /> Hinweg, so rufen sie, entfliehet!<br /> Bald ist der Hain von Flocken weiß;<br /> Der Treue Lenz ist nie verblühet,<br /> Sie kennet keines Winters Eis.</p> <p>Wann eine Schwalb’ auf ihrem Zuge<br /> Erhascht durch eines Knaben List,<br /> Sich sehnt nach dem gewohnten Fluge,<br /> Und schmerzlich die Gefährten mißt,<br /> Dann klagt sie, bis die Macht der Klage<br /> Sie in den Schlaf des Todes wiegt,<br /> Und neben ihr an Einem Tage<br /> Des Gatten treuer Geist entfliegt.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/karl-ludwig-von-woltmann" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Karl Ludwig von Woltmann</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1796</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/karl-ludwig-von-woltmann/die-treue" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Die Treue" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 06 Jan 2015 10:38:35 +0000 admin 688 at https://www.textarchiv.com Die Kunst https://www.textarchiv.com/karl-ludwig-von-woltmann/die-kunst <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Der Abend strahlt auf Pindus Höhn,<br /> Die Glut der Phantasie umglänzt die Gipfel,<br /> Ihr Athem weht durch diese Lorbeerwipfel,<br /> In deren Hain die Musen gehn.</p> <p>Von jedem Baum schwebt Melodie!<br /> Bald wird Gesang aus ferner Grotte hallen,<br /> Und durch die Nacht auf jener Quelle wallen,<br /> Der Phöbus Wunderkraft verlieh.</p> <p>Hier ist der Menscheit Heiligthum!<br /> O! wäre nie im Schatten dieser grünen<br /> Geweihten Gäng’ Apollons Chor erschienen,<br /> Uns bliebe kaum des Thieres Ruhm.</p> <p>Vom Bildner, der sein Ideal<br /> Bei diesen Lorbeern fand in Rosendüften,<br /> Erhob der Mensch sich zu den Aetherlüften<br /> Der Wahrheit, in der Sonne Strahl.</p> <p>Vom Dichterhauch aus Pindus Hain<br /> Ward unser Geist auf des Gesanges Wogen<br /> Zum Reiche der Begriffe fortgezogen,<br /> Und maß der Sterne fernen Schein.</p> <p>Die Schönheit goß voll Heiterkeit<br /> Ihr Licht von diesen Höhn auf unsre Erde;<br /> Da rief die Pflicht ihr schöpferisches Werde!<br /> Und vor uns war Unendlichkeit.</p> <p>Wer nicht der Schönheit Morgenroth<br /> Als Greis noch liebt mit Feuerkraft der Jugend,<br /> Der ist kein Mensch, ein Joch ist seine Tugend,<br /> Und er ein Sklav’ und ein Despot.</p> <p>O! rausche stärker, Lorbeerhain!<br /> In deinem Sturm will ich den Menschen singen,<br /> Wie mit Vernunft die Sinne ewig ringen,<br /> Wenn beide sich der Kunst nicht weihn.</p> <p>Und strafen will ich jeden Staat,<br /> Der sie verschmäht! er stellt dem Laster Netze,<br /> Zertheilt des Menschen Geist, und giebt Gesetze,<br /> Ein Greuel für den Götter-Rath.</p> <p>Wie seine Bürger irre gehn!<br /> Er treibt sie zu der Wissenschaften Gipfeln,<br /> Entfernet von der Künste Blüthenwipfeln,<br /> Die auf dem rechten Pfade wehn.</p> <p>Doch horch, es schweigt der Lorbeerhain!<br /> Ich seh den Mond durch alle Zweige wallen,<br /> Ich höre Lieder aus der Grotte hallen,<br /> Der Musen Lieblingsaufenthalt.</p> <p>O! schonet mein, zu mächtig weiht<br /> Mich der Gesang! der Hain, die Wiese wanket<br /> Im Mondenlicht, der Sternenhimmel schwanket,<br /> Mein Busen faßt die Ewigkeit.</p> <p>»Hinan, so rauscht das Lied daher,<br /> Hinan den höchsten Berg! der Erde Kinder,<br /> Hinauf! dort weht der Menscheit Athem linder,<br /> Dort strömt der Wahrheit Strahlenmeer!</p> <p>Wallt sicher an der Künste Hand;<br /> Sie schenken euch dereinst des Adlers Flügel<br /> Zu immer kühnerm Flug auf ferne Hügel,<br /> Die kaum des Sehers Auge fand.</p> <p>Hinauf zu ihren Blumenhöhn,<br /> Wo himmelan Apollons Tempel ragen,<br /> Durch deren Hallen in den bessern Tagen,<br /> Die Sinne mit der Freiheit gehn.</p> <p>Hinauf zum schönsten Morgenroth!<br /> Da sind die Sterblichen der Götter Brüder,<br /> Und wir, wir leiten sichrer sie durch Lieder,<br /> Als sonst der Staaten Machtgebot.«</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/karl-ludwig-von-woltmann" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Karl Ludwig von Woltmann</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1796</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/karl-ludwig-von-woltmann/die-kunst" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Die Kunst" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 06 Jan 2015 10:37:18 +0000 admin 687 at https://www.textarchiv.com Sylfenlied https://www.textarchiv.com/karl-ludwig-von-woltmann/sylfenlied <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Im Blüthensäuseln<br /> Und Wellenkräuseln,<br /> Im wallenden Duft,<br /> Da schweben wir Geister,<br /> Und spielen den Meister<br /> Im Reiche der Luft.</p> <p>Wir fangen Mädlein<br /> Im Mettenfädlein<br /> Auf duftender Au;<br /> Wir schlürfen im Schweben<br /> Zum Schmetterlingsleben,<br /> Von Blumen den Thau.</p> <p>Die Sterne lauschen,<br /> Denn Töne rauschen<br /> Melodisch im Hain;<br /> Wir singen die Lieder<br /> Wir lustigen Brüder,<br /> Wir singen zum Reihn.</p> <p>Im Waldgesträuche,<br /> Bei Lind’ und Eiche,<br /> Bei Pappeln am Bach,<br /> In Blumen, im Schilfe<br /> Wird hurtig der Sylfe<br /> Zum Tanze dann wach.</p> <p>Oft ruhn wir sinnend.<br /> Ein Werk beginnend;<br /> Der Zephyr nur raubt<br /> Uns oft die Gedanken.<br /> Wie Blüthen umwanken<br /> Sie flüchtig das Haupt.</p> <p>Doch häufig richten<br /> Auf Menschendichten<br /> Wir traurig den Sinn.<br /> Wie Gnomen im Staube<br /> Den Sorgen zum Raube<br /> Bei kargem Gewinn,</p> <p>So flieht im Leben<br /> Der Mensch mit Beben<br /> Der Himmlischen Gunst.<br /> O! flög’ er zu Hügeln<br /> Voll Blumen auf Flügeln<br /> Der dichtenden Kunst.</p> <p>Uns glich an Freude<br /> Der Mensch zum Neide<br /> Des Gnomen im Berg,<br /> Und neckte durch Flüstern<br /> Mit Sylfen den düstern,<br /> Gestaltlosen Zwerg.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/karl-ludwig-von-woltmann" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Karl Ludwig von Woltmann</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1796</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/karl-ludwig-von-woltmann/sylfenlied" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Sylfenlied" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 06 Jan 2015 10:33:48 +0000 admin 686 at https://www.textarchiv.com Rudolf von Erlach https://www.textarchiv.com/karl-ludwig-von-woltmann/rudolf-von-erlach <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Die Sterne glänzten durch die Fenster<br /> In Erlachs väterlichem Schloß.<br /> Und flüsternd wankten die Gespenster<br /> Am Graben, der die Burg umfloß.<br /> Allein mit seinen treuen Hunden,<br /> Beginnt der Greis das Nachtgebet,<br /> Indeß, vom Erndtekranz umwunden,<br /> Sein Volk ein fernes Fest begeht.</p> <p>Das Schwert, das er als Held und Sieger<br /> Für Recht der Eidgenossen trug,<br /> Womit er Habsburgs stolze Krieger<br /> Und Nidaus Ritterschaaren schlug,<br /> Beglänzt die Wand, des Alters Freude,<br /> Gekannt von Mufti und Packan;<br /> Die grauen Hunde führten beide<br /> Mit Erlach einst zu Schlachten an.</p> <p>Da lärmt es auf des Schlosses Stufen!<br /> Er klappte die Postille zu,<br /> Und sah hinaus, und hört’ es rufen:<br /> »Holla, ist alles schon in Ruh:«<br /> Der Schwiegersohn von Rudenz stürmte,<br /> Wie Geister blaß im Fackelschein,<br /> Mit wildem Haar, das hoch sich thürmte,<br /> Zum ofnen Pfortenthor herein.</p> <p>»Woher noch in der Geisterstunde?<br /> Warum so wild? Woher dein Weg?«<br /> Mit Geistern steh ich wohl im Bunde,<br /> Sie kennen wohl des Abgrunds Steg.<br /> O! wär’ ich nimmermehr geboren!<br /> Vom Spiel mit Teufeln komm’ ich her;<br /> Mein ganzes Gut hab’ ich verloren,<br /> Nun reit’ ich nakt die Kreuz und Queer.</p> <p>»O Sohn, wie oft hab’ ich mit Zähren<br /> Vor Spiel und Zechern dich gewarnt!</p> <p>Du wolltest nie die Warnung hören,<br /> Und bliebst von Bösen stets umgarnt.<br /> Du sahst dein Weib die Hände ringen,<br /> Und hörtest, wie in öder Nacht<br /> Sie weint’ um dich, wenn sie durch Singen<br /> Die Kindlein kaum in Schlaf gebracht.«</p> <p>Was hilft, o Alter, nun dein Strafen?<br /> Gieb Geld, gieb Geld! sonst muß ich fort,<br /> Und bei der Brut der Schlangen schlafen<br /> In Höhlen am geheimen Ort.<br /> »Ich kann, o Sohn, kein Geld mehr geben;<br /> Du reichst mir noch den Bettelstaab,<br /> Dein Weib wird gleich dem Bettler leben,<br /> Dem schimpfend man den Heller gab.«</p> <p>Gieb Geld! so ruft der Sohn im Grimme,<br /> Und stampft die Erd’ im wilden Schmerz.<br /> Der Vater seufzt mit schwacher Stimme,<br /> »O weh, mir bricht mein altes Herz!<br /> <br /> Ach, Erlach, du wirst schrecklich enden!<br /> Wie wird sich bald von deinen Höhn<br /> Der Väter Blick in Nebel wenden,<br /> Wenn jammernd sie vorübergehn.«</p> <p>Und wilder stampft der Sohn die Erde,<br /> Ergreift des Alten dürre Hand,<br /> Und zerrt mit wütender Geberde<br /> Ihn zu des Söllers weißer Wand.<br /> Er nimmt das Schwert, und schlägt den Greisen.<br /> Daß hoch sein Blut die Wand besprützt;<br /> Er steht und bebt! denn Geister kreisen<br /> Im Saale rings, es rauscht, es blitzt.</p> <p>Er hört die Hunde schrecklich schnaufen,<br /> Die ganze Geisterwelt wird wach,<br /> Er stürzt hinaus, die Hunde laufen<br /> Mit heulendem Gebell ihm nach.<br /> Er sucht umsonst in Waldgesträuchen<br /> Die Stellen heimlich wie ein Grab;<br /> <br /> Sie folgen ihm, und Geister streichen<br /> Zur Rach’ aus jedem Baum herab.</p> <p>Dann steht er still bei Felsenklippen;<br /> Mit Mufti heult Packan im Thal;<br /> Er schwört und flucht mit blauen Lippen,<br /> Und stürzt sich in der Rache Stahl.<br /> Die Hunde stehn im Morgenschimmer<br /> Bis sie ein früher Waller sieht,<br /> Und jagen noch um Erlachs Trümmer<br /> Den Mörder, welcher bebend flieht.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/karl-ludwig-von-woltmann" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Karl Ludwig von Woltmann</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1796</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/karl-ludwig-von-woltmann/rudolf-von-erlach" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Rudolf von Erlach" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 06 Jan 2015 10:30:50 +0000 admin 685 at https://www.textarchiv.com