Textarchiv - Johann Diederich Gries https://www.textarchiv.com/johann-diederich-gries Deutscher Übersetzer. Geboren am 7. Februar 1775 in Hamburg. Gestorben am 9. Februar 1842 in Hamburg. de Rückkehr nach Schwarzburg https://www.textarchiv.com/johann-diederich-gries/rueckkehr-nach-schwarzburg <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>Wo bin ich? Welche magische Gewalt<br /> Zieht mich zurück in die geweihten Kreise?<br /> In deinen Schooß, du stiller Aufenthalt,<br /> Führt mich aufs neu die rasche Lebensreise.</p> <p>Ich grüße dich mit froh erstauntem Blick,<br /> Wie einen Freund nach langer Jahre Trennen,<br /> Und rufe mir dein altes Bild zurück,<br /> Und freue mich, noch ganz dich zu erkennen.</p> <p>Noch hebt so kühn der Fels sein Haupt empor,<br /> Noch schweigt so ernst der Tannen düstrer Schatten,<br /> Noch drängt so wild der Waldstrom sich hervor<br /> Und schlingt sich rauschend um die grünen Matten.</p> <p>Komm, Freund, tritt mit mir in das Hüttchen ein,<br /> Laß uns des kurzen Augenblicks genießen;<br /> Geuß auf die Schwelle diesen heil’gen Wein:<br /> Der Freundschaft soll das erste Opfer fließen!</p> <p>Minuten schweben zwischen Wieg’ und Grab,<br /> Zwey Augenblicke nur sind unser eigen;<br /> Komm, muthig wirf die bangen Sorgen ab,<br /> Und hier laß jeden Lebenszweifel schweigen.</p> <p>Hier naht sich feindlich störend kein Geschick,<br /> Es ließ uns frey an der geweihten Schwelle;<br /> Der Jugend heitrer Friede kehrt zurück,<br /> Ein Lethe rauscht des Baches muntre Welle.</p> <p>Der frommen Götter stilles Heiligthum,<br /> Wagt der Erinnen keine zu betreten;<br /> Froh, wie die Sel’gen in Elysium,<br /> Durchwandeln wir die alten Weihestäten.</p> <p>Wohl uns! Noch konnte nicht den raschen Muth<br /> Des ernsten Lebens enge Fessel lähmen.<br /> Ich fühle neue heil’ge Lebensglut<br /> Mit leichtem Schlag durch alle Pulse strömen.</p> <p>Die Zukunft sieht mein Aug’ in Heiterkeit;<br /> Hinab denn in die Fluten ohne Zagen!<br /> Noch fühl’ ich Kraft, wie es ein Gott gebeut,<br /> Des Lebens Schmerz, des Lebens Lust zu tragen.</p> <p>Ach! wie so manche Lust, so mancher Schmerz<br /> Ist wunderbar durch diese Brust gezogen!<br /> Unendlich wechselnd schlägt ein Menschenherz,<br /> Uns heben, stürzen bald des Schicksals Wogen.</p> <p>Nur du, du bleibest wie du bist, Natur!<br /> Siehst wandellos der Menschen wandelnd Treiben;<br /> Und Dauer giebt uns auch dies eine nur:<br /> In all dem Wechsel dir getreu zu bleiben.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/johann-diederich-gries" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">Johann Diederich Gries</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1800</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/johann-diederich-gries/rueckkehr-nach-schwarzburg" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Rückkehr nach Schwarzburg" class="rdf-meta element-hidden"></span> Tue, 06 Jan 2015 21:03:06 +0000 admin 710 at https://www.textarchiv.com