Textarchiv - Heinrich Christian Boie

Rosette

akessler — Fri, 15 May 2015 00:53:51 +0000

An Rosettens Blicken hangend,
Schmachtend, seufzend und verlangend,
Fleh’ ich mit vergebner Müh:
Kannst du ewig meinen Klagen,
Meinen Thränen dich versagen?
Lohnst du meine Treue nie?

Aber immer unbeweglich
Hört das kalte Mädchen täglich
Meine Seufzer an und spricht:
Hoffnung nährt allein die Liebe!
Glaub’, ich teilte deine Triebe,
Wünscht’ ich ihre Dauer nicht!

Heinrich Christian Boie

1904

Der Ehemann

akessler — Sun, 26 Apr 2015 23:41:34 +0000

Hat nun der Mann ein Weib gewonnen,
Wie fühlt er sich so froh und reich!
In eigne Fäden eingesponnen,
Wird er doch bald der Raupe gleich.

Ihr ähnlich, wie er sonst gekrochen,
Erstarrt, seit ihn das Nez umfing,
Hat er im Nu es auch durchbrochen,
Und huscht davon als Schmetterling.

Heinrich Christian Boie

1798

Liebe und Hofnung

akessler — Sat, 18 Apr 2015 00:54:02 +0000

In der Liebe Wunden träufelt
Hofnung ihren Balsam oft,
Aber wo Vernunft verzweifelt,
Ach da seufzet Lieb’ und hofft.

Heinrich Christian Boie

1798

Halbe Thorheit

akessler — Sun, 08 Feb 2015 15:49:01 +0000

In einem Winkelchen, ganz eigen
Dazu erlesen, ohne Zeugen,
Hab’ ich mehr als die halbe Nacht
Mit zweien Schönen zugebracht.
Hienieden ist kein Glück vollkommen!
Wir haben viel gescherzt, gelacht,
Der Thorheit Fülle vorgebracht,
Und, ach! nicht Eine vorgenommen.

Heinrich Christian Boie

1798