Textarchiv - August Ernst von Steigentesch https://www.textarchiv.com/august-ernst-von-steigentesch Deutscher Dichter und Schriftsteller. Geboren am 12. Januar 1774 in Hildesheim. Gestorben am 30. Dezember 1826 in Wien. de Die Menschenalter https://www.textarchiv.com/august-ernst-von-steigentesch/die-menschenalter <div class="field field-name-body field-type-text-with-summary field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:text content:encoded"><p>An unsrer Wiege grüßen uns die Horen,<br /> Den Säugling küßt des Morgens Rosenlicht,<br /> Und weinend grüßt sein erster Blick Auroren,<br /> Er fühlt des Daseyns schöne Stunden nicht.</p> <p>Der Knabe jagt, gleich losgelassnen Winden,<br /> Dem Schmetterling wie einst dem Glücke nach.<br /> Das Mitleid lehrt ihn trösten und empfinden.<br /> Sein Herz ist, wie sein Wille, weich und schwach.</p> <p>Dies weiche Herz, für jeden Eindruck offen,<br /> Wird von des Jünglings Thränen angeklagt;<br /> Er lernt den Trost zu weinen und zu hoffen,<br /> Doch fühlt er schon wie viel das Glück versagt.</p> <p>Die Hoffnung ging mit ihm aus seiner Wiege<br /> Und malt’ ihm seiner Zukunft Feenland,<br /> Bis dieser Traum, des Glückes schöne Lüge,<br /> Im kalten Arm der Wirklichkeit verschwand.</p> <p>Im Sturme, wie der Kahn im Oceane,<br /> Wankt er am Arm des Zufalls ungewiß,<br /> Im Hauch der Zeit entflattern seine Plane,<br /> Der kalt und rauh die Täuschung ihm entriß.</p> <p>Der Mann tritt in des Lebens heiße Zone,<br /> Hier welkt der Blüthenkranz der Phantasie.<br /> Er sucht und bricht der Weisheit Lorbeerkrone,<br /> Und hascht das Schattenbild der Wahrheit nie.</p> <p>Er bindet der Erkenntniß volle Garben,<br /> Des kurzen Tages dürftigen Gewinn.<br /> Doch streut der Abend seine blassen Farben<br /> Schon auf des Sammlers goldne Aerndte hin.</p> <p>Gleich Bienen, die am weichen Halm sich wiegen,<br /> Wankt hier der Greis, vom Hauch der Nacht berührt.<br /> Ihn führt der Tod, wo Frühgefallne liegen,<br /> Wie Blumen, die der Abendwind entführt.</p> <p>Und spielt am hohen Gras, im nächsten Lenze,<br /> Um der Geschiednen Grab der Abendwind,<br /> O! so verweht er ihre Todtenkränze,<br /> Und niemand weiß, wo sie begraben sind.</p> </div></div></div><div class="field field-name-field-author field-type-taxonomy-term-reference field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" rel="schema:author"><a href="/august-ernst-von-steigentesch" typeof="skos:Concept" property="schema:name" datatype="">August Ernst von Steigentesch</a></div></div></div><div class="field field-name-field-releasedate field-type-number-integer field-label-hidden"><div class="field-items"><div class="field-item even" property="schema:datePublished">1800</div></div></div><span rel="schema:url" resource="/august-ernst-von-steigentesch/die-menschenalter" class="rdf-meta element-hidden"></span><span property="schema:name" content="Die Menschenalter" class="rdf-meta element-hidden"></span> Sun, 08 Feb 2015 17:15:43 +0000 akessler 745 at https://www.textarchiv.com